Weinbauverbandsdirektor Josef Glatt berichtete, dass 20% der gesamten Weinbaufläche Österreich bereits „Nachhaltig Austria“ zertifiziert sind und eine stark steigende Nachfrage am internationalen Markt bestehe. Für das Vegetationsjahr 2021 haben 418 Betriebe mit 8.808 ha Anbaufläche erfolgreich eine Zertifizierung beantragt (Stand: August 2022). Betont wurde die Wichtigkeit, dass jedes Jahr die Baseline angehoben wird, um eine stetige Verbesserung der nachhaltigen Produktion voranzutreiben.
Chris Yorke, Geschäftsführer der ÖWM, zeigte sich über das hohe Umweltbewusstsein im österreichischen Weinbau erfreut und betonte die wichtige Integration in den zukünftigen Werbestrategien. Die ÖWM kommuniziert alle Produktionsformen transparent und unübersehbar in allen öffentlichen Werbemedien.
DI Werner Pölz vom Umweltbundesamt stellte das Projekt „Lowcarb Wein“ vor. Hierbei soll die Frage beantwortet werden, wie und wie viel Treibhausgasemissionen Weinbaubetriebe einsparen können. Die Einwegglasflasche trägt mit 48% Treibhausgasemissionen den Großteil in der Weinproduktion bei. Hauptaugenmerk für die Senkung der Treibhausgasemissionen ist neben der Verwendung von Leichtglas die Wiederverwendung von Glasflaschen. Weitere wichtige Punkte sind die Themen Kompost, Grünstrom und Biodiesel (siehe Der Winzer 02/2021 „Green Deal für die österreichische Weinwirtschaft“).
Franz G. Rosner präsentierte in seiner Funktion als wissenschaftlicher Koordinator des Projektes einige Auswertungsergebnisse aus dem Vegetationsjahr 2021. Der Anteil an regenerativer Energie hat sich von 56 auf 79% in nur drei Jahre gesteigert. Neben zahlreichen anderen Ergebnissen wies er darauf hin, dass Recyclingtechnik und verlustarme Sprühtechnik mit 29 bzw. 24,5% von mehr als die Hälfte der Betriebe verwendet werden. Ein neuer Schwerpunkt ist die automatische Ermittlung des CO2-Fußabdruckes. Ab der Ernte 2022 wird im Online-Tool für jeden zertifizierten Betrieb eine prozentuelle Darstellung des CO2-Fußabdrucks mit Verbesserungsempfehlungen im Nachhaltigkeitsbericht generiert (Grafik 1).
Für das Jahr 2023 sind keine wesentlichen Neuerungen, sondern nur geringfügige Anpassungen geplant, wie z.B.:
- die Aufnahme der Handarbeit bei der Unterstockbearbeitung; eine Humusgehaltuntersuchung als Zusatzpunkt für die Bodenuntersuchung bei der Traubenproduktion; soziale Themen (regionale Energiegenossenschaftsteilnahme, Kinder- und Jugendarbeit für eine internationale Vergleichbarkeit gesondert zu thematisieren); und die Ab-Hof-Verkaufsgrenze „ab 100.000 Flaschenverkauf“ auf 5% zu senken.
Auszeichnungen
Vier Weingüter wurden bei der diesjährigen Jahrestagung von Nachhaltig Austria als Nachhaltigkeits-Spitzenreiter ausgezeichnet (Abb. 2).
- Weingut Preschitz, Neusiedl am See (Kategorien Biodiversität und Material); Weingut Norbert Bauer, Jetzelsdorf (Kategorien Boden und Wasser); das Weingut Feuerwehr-Wagner, Wien (Kategorien Energie und Klima); das Schloss Fels, Fels am Wagram (Kategorie Soziales).
Die Zertifizierung für Nachhaltig Austria ist für Neueinsteiger noch bis 31. Mai 2023 möglich. Eine Testbewertung kann jederzeit durchgeführt werden. Unter https://tool.nachhaltigaustria.at/introduction erfahren Sie weitere Details über die Zertifizierung (Kosten, AGBs etc.). Für Rückfragen wenden Sie sich bitte an: info@nachhaltigaustria.at.
Barbara Richter, LKÖ und Franz G. Rosner, HBLA u. BA für Wein- und Obstbau Klosterneuburg