Neuerungen und Zukunftsstrategien

Jahrestagung „Nachhaltig Austria“

Ein Artikel von Barbara Richter, Claudia Muschau und Franz G. Rosner | 08.04.2024 - 16:31
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Jahrestagung 2024 von Nachhaltig Austria (v.l.). Josef Glatt, Öst. Weinbauverband; Claudia Muschau, HBLA Klosterneuburg; Sabine Bauer-Wolf, ÖWM; Herbert Loyer, Agrovet/Austria Bio Garantie LW; Franz Rosner, HBLA Klosterneuburg; Bernhard Schussek, Webmozart; Barbara Richter, ÖWV, und Gottfried Schüttengruber, Lacon  © HBLA Klosterneuburg

Bereits 25% der Weinbaufläche in Österreich tragen das „Nachhaltig Austria“-Zertifikat und die internationale Nachfrage steigt kontinuierlich, berichtete Josef Glatt, Direktor vom Österreichischen Weinbauverband. Im Vegetationsjahr 2022 haben 509 Betriebe mit insgesamt 11.112 Hektar Anbaufläche eine Zertifizierung beantragt (Stand: August 2023). Die Lizenzgebühr für Markenverwendung und Betriebssystembereitstellung blieb 2023 unverändert. Für das Bewertungsjahr 2024 ist eine Staffelung der Lizenzgebühr unerlässlich, um die kontinuierlich erforderlichen Verbesserungen im Online-Tool zu gewährleisten, den Service für die Betriebe und die Stakeholder zu optimieren, die Integration des CO2-Fußabdrucks zu forcieren und gezielte Marketingaktivitäten zu unterstützen.

Sabine Bauer-Wolf, Leiterin der Kommunikationsabteilung der ÖWM, präsentierte die Strategien zur Stärkung des Umweltbewusstseins im österreichischen Weinsektor. Das Ziel lautet, den Konsumenten aktuelle, umfassende, fundierte und ausgewogene Inhalte zugänglich zu machen. Dafür wurde ein neuer Bereich auf der Website der ÖWM eingeführt, der als Wissenspool für die Branche fungiert. Unter den sechs Schlüsselbotschaften steht die Nachhaltigkeit im Fokus, um das Vertrauen der Verbraucher zu stärken.

Claudia Muschau von der Höheren Bundeslehranstalt und Bundesamt für Wein- und Obstbau in Klosterneuburg präsentierte ein wegweisendes Projekt zur Einführung eines nationalen Mehrweg-Systems für 0,75-Liter-Weinflaschen. Das Hauptziel des Projekts besteht darin, ein österreichweites Mehrwegsystem zu etablieren, das auf einem offenen, gemanagten Pool basiert. Dabei sollen einheitliche 0,75-Liter-Flaschen und Kunststoff-Kisten verwendet werden. Das System soll darauf ausgelegt sein, regionale Kreisläufe rund um leistungsfähige externe Spülzentren zu schaffen und den Vertrieb über alle Handelskanäle, einschließlich des Online-Handels, zu ermöglichen. Ein dichtes Netz an Rückgabestationen in verschiedenen Einrichtungen wie Supermärkten, Weinbaubetrieben und Fachhandelsgeschäften wäre zu schaffen. Zudem ist ein Flaschen- und Kistenpfand vorgesehen, um die Rückgabe und Wiederverwendung der Verpackungen zu fördern. Weitere Infos: www.mehrwegbouteille.at.

Franz G. Rosner präsentierte in seiner Funktion als wissenschaftlicher Koordinator des Projekts „Nachhaltig Austria“ die aktuellen Entwicklungen insbesondere auf internationaler Ebene. Dabei erklärte er die Intentionen des sogenannten „Green Claim“, das ein Richtlinien-Entwurf über umweltbezogene Angaben und gegen „Greenwashing“ gerichtet ist.

Für das Jahr 2024 sind keine wesentlichen Neuerungen geplant, sondern nur geringfügige Anpassungen wie z.B., dass

  • synthetischer Diesel auf Basis von Pflanzenölen (HVO) aufgenommen wird,
  • das Mittel Kabuki neu bewertet werden soll (Empfehlung, den Einsatz von Kabuki für Stockaustrieb zu reduzieren bzw. darauf zu verzichten) und
  • die Grunddaten mit nachhaltig zugekaufter und zertifizierter Menge ergänzt werden (Wunsch von Betrieben bei der Jahrestagung).

Weiters werden folgende Maßnahmen neu aufgenommen und mit Pluspunkten (keine Negativpunkte!) bewertet:

  • die Aufnahme von plastikfreiem Bindematerial für den Kordon (Pluspunkt) und
  • beim Arbeitnehmerschutz die Unterbringung der Dienstnehmer (Schwerpunkte auf Wohnraum und sanitäre Anlagen) mit Pluspunkten (keine Verpflichtung!).

Sonstiges:

  • Eine Abfüllung im Ausland ist nach einer Meldung im Vorhinein unter info@nachhaltigaustria.at möglich. Ein Hinweis auf die Zertifizierung ist wie folgt erlaubt: Weingut xy is certified Sustainable Austria according to standards establisher by the Austrian Winegrowers’ Association (Betriebsnummer). Das Logo ist verboten.
  • Anpassung Prozentgrenzen für den Flächenzuwachs: Sollten wesentliche Betriebsveränderungen seit der Zertifizierung eintreten, d.h. überwiegende Wein- und Traubenzukäufe oder Betriebsgrößenänderungen größer 20% bei Betrieben bis 10ha, 15% bei Betrieben von 10 bis 20ha und 10% bei Betrieben ab 20ha oder ein Flächenzugang von 3 und mehr ha getätigt worden sein, ist eine neuerliche Zertifizierung vorzunehmen.
  • Wie bereits im vergangenen Jahr fand im November 2023 die alljährliche Indexanpassung statt. Die Kosten für die Einzelbetriebskontrolle und Zertifizierung für 2023 betragen 385,48 € (brutto) und beinhalten die Registrierung, die Vor-Ort-Kontrollen bis zwei Stunden und Stichproben innerhalb des Zertifizierungszeitraumes sowie die An- und Abfahrtspauschale mit max. 100 km. Für jede Kontrollzeit über 2 h, Nachbearbeitungen aufgrund von Sanktionen/Abweichungen, Ausstellung eines neuen Zertifikates bzw. eine Aberkennung werden 102,80 € brutto pro Stunde (Abrechnung in ¼ h) sowie eventuelle Kilometerkosten (amtliches km-Geld, zzt. 0,42 € pro km) in Rechnung gestellt.
  • Aufgrund des Wegfalls der öffentlichen Förderung muss die Lizenzgebühr wie folgt angepasst werden:
  • bei Traubenproduzenten: 0 €
  • bei Weinbaubetrieben Gesamtmenge (aus Ernte und Zukäufen gem. Bestandsmeldung):
  • bis 25.000 Liter: jährlich € 100 brutto
  • 25.000 – 50.000 Liter: jährlich € 150 brutto
  • 50.000 – 200.000 Liter:  jährlich € 300 brutto
  • 200.000 – 300.000 Liter: jährlich € 400 brutto
  • 300.000 – 400.000 Liter: jährlich € 500 brutto
  • 400.000 – 500.000 Liter: jährlich € 600 brutto
  • 500.000 – 600.000 Liter: jährlich € 700 brutto
  • 600.000 – 700.000 Liter: jährlich € 800 brutto
  • 700.000 – 800.000 Liter: jährlich € 900 brutto
  • 800.000 – 900.000 Liter: jährlich € 1.000 brutto
  • 900.000 – 1.000.000 Liter: jährlich € 1.100 brutto
  • über 1.000.000 Liter: jährlich € 1.200 brutto

Auszeichnungen

Dieses Jahr beruhte die Bewertung auf den höchsten Gesamtpunkten in allen Kategorien. Folgende Betriebe wurden am 1. Februar 2024 im Rahmen der Austro Vin Tulln ausgezeichnet:

  • Weingut Norbert Bauer, Jetzelsdorf
  • Weingut Schloss Fels, Fels am Wagram
  • Weingut Martin und Marina Eder, Gedersdorf

Bei Interesse finden Sie Details über die Zertifizierung unter https://tool.nachhaltigaustria.at/introduction (Kosten, AGBs etc.). Eine Testbewertung kann jederzeit durchgeführt werden.

Für Rückfragen wenden Sie sich bitte an: info@nachhaltigaustria.at.

Die Autoren 

Barbara Richter, LKÖ, Claudia Muschau und Franz G. Rosner, HBLA u. BA für Wein- und Obstbau Klosterneuburg