Im Vegetationsjahr 2022 haben 360 Weinbaubetriebe mit 9.452ha und 149 Traubenproduzenten mit 1.660ha Anbaufläche erfolgreich eine Zertifizierung beantragt (Stand: August 2023). Die Tabelle 1 zeigt den Zuwachs der vergangenen vier Jahre. Das Bewusstsein für Nachhaltigkeit soll mithilfe dieser Zertifizierung in den Bereichen Klimaneutralität, ressourcenschonende und regenerative Energienutzung, sparsamer Materialeinsatz, sorgsame Wassernutzung, fördernde Bodenfruchtbarkeit, erhaltende Biodiversität, hohe Qualitätsstandards, soziale Aspekte und wirtschaftliche Rentabilität im österreichischen Weinbau gefördert werden. Bewertet werden alle Aktivitäten im Weingarten und im Keller, von der Neuanpflanzung von Weingärten über die Traubenproduktion bis hin zur Weinherstellung und Verkaufs-bereitstellung.
Nachhaltigkeit im Weingarten wird immer wichtiger
Das steigende Interesse von Biobetrieben, auch zusätzliche Aspekte wie regenerative Energie, Klima (CO2-Fußabdruck), Soziales etc. in die Philosophie einzubinden, geht einher mit der internationalen Tendenz (Abb. 1). Mehr als zwei Drittel der zertifizierten Betriebe setzt kein Insektizid im Weinbau ein (Abb. 2). Beinahe ein Viertel der zertifizierten Betriebe hat auf über 10% der Weingartenfläche auch Biodiversitätsflächen, die als Rückzugsgebiet für Flora und Fauna dienen (Abb. 3). Interessant ist der Vergleich der Wahl der Begrünung zwischen Weinbaubetrieben und Traubenlieferanten: Während der Anteil der Dauerbegrünung bei den Weinbaubetrieben bei rund 52% liegt, weisen Traubenlieferanten nur rund 22% auf (Abb. 4).
Emissionsfaktor Energie verringern
Eine zentrale Intention der Zertifizierung ist es, Auswirkungen auf den Klimawandel einzudämmen. Zahlreiche Aktivitäten werden im Online-Tool diesbezüglich abgefragt und nachhaltige Umsetzungen positiv bewertet. In diesem Zusammenhang sei erwähnt, dass bereits 14 Betriebe energieautark Wein produzieren. Der Anteil an regenerativer Energie (Photovoltaik, Biomasse, Ökostrom etc.) in der Weinbereitung hat sich von 56% vor der herrschenden Energiekrise auf bereits 76% (Abb. 5 und 6) entwickelt.
Leichtglas und Mehrweg verstärkt einsetzen
Die Glasflasche verursacht rund die Hälfte des CO2-Fußabdruckes in der Weinproduktion, weshalb ab Beginn der „Nachhaltig Austria“-Zertifizierung ein besonderes Augenmerk auf sogenannte „Leichtflaschen“ (<420g bei 0,75l Füllvolumen, <440g bei 1l Füllvolumen, <190g bei 0,25l Füllvolumen) gelegt wurde. Dabei wurde die Definition der Leichtglasflasche mit 420g festgelegt, welche ab 2026 auch international als Standard gelten soll, wie der Sustainable Wine Roundtable bekannt gab.
Der CO2-Fußabdruck eines Weinguts kann besonders durch die Wiederbefüllung von Glasflaschen stark reduziert werden. Während bei den meisten Weinbaubetrieben Neuglas für rund die Hälfte der CO2-Emissionen verantwortlich ist, konnte ein Betrieb etwa durch die Umstellung auf 80% Leichtglas sowie eine 57%ige Wiederbefüllungsquote den CO2-Emissionsanteil von Neuglas auf 18,6% reduzieren. Das ist ein Grund, warum das Projekt „Mehrweg-Bouteille“ bei der Verpackungskoordinierungsstelle VKS GmbH eingereicht wurde, mit dem Ziel, den Mehrweganteil im österreichischen Weinbau zu erhöhen.
Zertifizierung jetzt beantragen
Die Rezertifizierung für „Nachhaltig Austria“ sowie die Zertifizierung für Neueinsteiger ist noch bis 31. März 2024 möglich. Eine Testbewertung kann jederzeit durchgeführt werden. Unter tool.nachhaltigaustria.at/introduction erfahren Sie weitere Details über die Zertifizierung.
Die Autoren
Barbara Richter MA, LK Österreich, und HR Ing. Mag. Franz G. Rosner, HBLA und BA für Wein- und Obstbau Klosterneuburg
E-Mail: info@nachhaltigaustria.at