NEUERUNGEN UND ZUKUNFTSSTRATEGIEN

Jahrestagung „Nachhaltig Austria“

Ein Artikel von Barbara Richter, Claudia Muschau und Franz G. Rosner | 30.01.2025 - 10:00
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Claudia Muschau und Franz Rosner (beide HBLA u. BA für Wein- und Obstbau Klosterneuburg), Josef Glatt und Barbara Richter (beide LKÖ), Pepi Umathum (Weingut Umathum), Konrad Mariel (Weingut Mariel Konrad, Martina und Konrad jun.), Lukas und Robert Waltner (Winzerhof Waltner), Gottfried Schüttengruber (LACON GmbH) und Herbert Loyer (agroVet GmbH / Austria Bio Garantie – Landwirtschaft GmbH) (v.l.) © hblawo

Rund 27% der Weinbaufläche in Österreich tragen bereits das „Nachhaltig Austria“-Zertifikat und die internationale Nachfrage steigt kontinuierlich weiter, berichtete Dir. Josef Glatt vom Österreichischen Weinbauverband. Im Vegetationsjahr 2023 haben 655 Betriebe mit insgesamt 11.925 Hektar Anbaufläche eine Zertifizierung beantragt (Stand: August 2024). Davon sind 181 Traubenlieferanten mit einer Fläche von 1.826ha.

Für das Bewertungsjahr 2024 ist eine Staffelung der Lizenzgebühr unerlässlich, um die kontinuierlich erforderlichen Verbesserungen im Online-Tool zu gewährleisten, den Service für die Betriebe und die Stakeholder zu optimieren, die Integration des CO2-Fußabdrucks zu forcieren und gezielte Marketingaktivitäten zu unterstützen.

Sabine Bauer-Wolf, Leiterin der Kommunikationsabteilung der ÖWM, präsentierte die Strategien zur Stärkung des Umweltbewusstseins im österreichischen Weinsektor. Das Ziel ist es, den Konsumenten aktuelle, umfassende, fundierte und ausgewogene Inhalte zugänglich zu machen. Dafür wurde ein neuer Bereich auf der Website der ÖWM eingeführt, der als Wissenspool für die Branche fungiert. Unter den sechs Schlüsselbotschaften steht die Nachhaltigkeit im Fokus, um das Vertrauen der Verbraucher zu stärken.

Claudia Muschau von der Höheren Bundeslehranstalt und Bundesamt für Wein- und Obstbau in Klosterneuburg präsentierte die Auswertung des CO2-Fußabdruckes aus den Bewertungsjahren 2022 und 2023, welche bereits beim OIV-Weltweinkongress in Dijon vorgestellt wurde und international viel Beachtung fand.

Die Hauptursachen für CO2-Emissionen im Weinbau sind demnach die Weingartenneuanlagen, die Traubenproduktion und die Weinherstellung. Besonders die Traubenproduktion verursacht mit rund 67% der Emissionen eines Traubenlieferanten einen großen Anteil. Die größten Emissionsquellen in der Weinherstellung sind die Energieversorgung und die Anreicherung (Saccharose, RTK etc.). Auch die Verpackung, insbesondere Glasflaschen, tragen erheblich zur CO2-Bilanz bei.

Regionale Unterschiede im Weinbau spielen eine wichtige Rolle, da Klimabedingungen und geografische Gegebenheiten die Emissionen stark beeinflussen. Der verstärkte Einsatz von erneuerbaren Energien und wiederverwendbaren Materialien könnte den CO2-Fußabdruck weiter senken.

Philipp Haderer, Manager des Logistikverbund-Mehrweg, präsentierte das Projekt „Mehrweg-Bouteille“, welches eine wegweisende Initiative zur Einführung eines nationalen Mehrweg-Systems für 0,75-Liter-Weinflaschen darstellt. Das Hauptziel des Projekts besteht darin, ein österreichweites Mehrwegsystem zu etablieren, das auf einem offenen, gemanagten Pool basiert. Dabei sollen einheitliche 0,75-Liter-Flaschen und Kunststoff-Kisten verwendet werden. Das System soll darauf ausgelegt sein, regionale Kreisläufe rund um leistungsfähige externe Spülzentren zu schaffen und den Vertrieb über alle Handelskanäle, einschließlich des Online-Handels, zu ermöglichen. Ein dichtes Netz an Rückgabestationen in verschiedenen Einrichtungen wie Supermärkten, Weinbaubetrieben und Fachhandelsgeschäften wäre zu schaffen. Zudem ist ein Flaschen- und Kistenpfand vorgesehen, um die Rückgabe und Wiederverwendung der Verpackungen zu fördern. Weitere Infos unter: www.mehrwegbouteille.at

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Abb. 1: Vergleich des Insektizid-Einsatzes je nach Betriebsgröße und -Art sowie nach Jahr

Herbert Loyer von der agroVet GmbH/Austria Bio Garantie – Landwirtschaft GmbH und Gottfried Schüttengruber von der LACON GmbH Österreich gaben Informationen, welche Vorbereitungen zu treffen sind, um die Kontrolle kurz und effizient zu gestalten. Auch teilten sie die Erkenntnisse, welche Eingaben häufig unrichtig ausgefüllt werden und welche Hilfsaufzeichnungen dabei helfen könnten.

Franz G. Rosner präsentierte in seiner Funktion als wissenschaftlicher Koordinator des Projekts „Nachhaltig Austria“ die aktuellen Entwicklungen, z.B. jene positive beim Insektizidverzicht (Abb. 1), aber auch insbesondere auf internationaler Ebene. Dabei erklärte er die Intentionen der sogenannten „Green Claim“, die über umweltbezogene Angaben und gegen „Greenwashing“ gerichtet ist.

Für die nächsten Jahre werden folgende Maßnahmen diskutiert und eventuell neu aufgenommen:

  • Plastik/ Mikroplastik im Weingarten/Keller
  • Wildverbiss/Pheromonfallen/Hagelschutznetze/Verpackungsmaterial/Folien
  • Abbaubare Dispenser
  • Abfrage entalkoholisierter und alkoholreduzierter Wein
  • Schrumpfkapseln / Verschluss-Etiketten
  • Sanktionierung der Ausbringung von Kieselgur und Schichten im Weingarten

Auszeichnungen

Dieses Jahr wurden wieder die drei höchstbewertesten Betriebe in allen Kategorien anlässlich der Jahrestagung „Nachhaltig Austria“ am 22. Jänner 2025 ausgezeichnet (in alphabetischer Reihenfolge):

  • Weingut Mariel Konrad, Martina und Konrad jun., Wulkaprodersdorf
  • Weingut Umathum, Frauenkirchen
  • Winzerhof Waltner, Großriedenthal

Kostenlose Testbewertung

Bei Interesse finden Sie unter https://tool.nachhaltigaustria.at/introduction weitere Details über die Zertifizierung (Kosten, AGBs etc.). Eine Testbewertung kann jederzeit durchgeführt werden. Die Zertifizierungsfrist für Weinbaubetriebe ist für das Bewertungsjahr 2024 der 31. März 2025. Für Rückfragen wenden Sie sich bitte an info@nachhaltigaustria.at.

Generationswechsel bei Nachhaltig Austria

Aufgrund der Pensionierung von Franz Rosner wird Claudia Muschau als Nachfolgerin die Nachhaltigkeitsagenden weiterführen. Josef Glatt bedankt sich im Namen des Österreichische Weinbauverband bei HR Mag. Ing. Franz G. Rosner ganz herzlich für seinen langjährigen Einsatz für die Nachhaltigkeitszertifizierung und wünscht ihm für seine Pensionierung alles Gute.

Die Autoren 

Barbara Richter, LKÖ, Claudia Muschau und Franz G. Rosner, HBLA u. BA für Wein- und Obstbau Klosterneuburg