Die gezielt genetisch veränderten Pflanzen der Sorte Chardonnay waren vergangenen Herbst von Forschern der Universität Verona zusammen mit einer Kontrollgruppe in Valpolicella gesetzt worden. Sie sollten praktische Erkenntnisse zu den Möglichkeiten von neuen gentechnischen Verfahren liefern. Der Feldversuch galt als erster dieser Art im Weinbau: Die Ausbringung von derart gentechnisch verändertem Pflanzenmaterial war in der EU lange Zeit verboten.
Verantwortlich für den Feldversuch zeichnete das Forschungsprojekt Vitea der Arbeitsgruppe für Agrargenetik am Biotechnologieinstitut in Verona unter der Leitung von Mario Pezzotti und EdiVite, einer universitätsnahen Forschungsgruppe für Gentechnik im Weinbau. Gruppenleiter Pezzotti betonte gegenüber Medien, dass es sich bei der verwendeten Technologie nicht um klassische Gentechnik, sondern vielmehr Methoden der „assistierten Evolution“ handle. Die gemeinhin als Crispr/Cas9 bekannte Technologie ermöglicht es, gezielte Änderungen im Genom vorzunehmen, und so gezielt spezifische Pflanzeneigenschaften zu erhalten. Im Verfahren wird keine fremde DNA verwendet, sondern kleine Änderungen im pflanzeneigenen Gencode vorgenommen, welche auch im Rahmen von Züchtungsaktivitäten durch natürliche Mutation entstehen könnten.
Im Falle der zerstörten Chardonnay-Reben galten die Forschungsbemühungen einer Steigerung der Resistenz gegen Oidium. Durch eine Editierung im DMR6-Gen versprach man sich große Vorteile in der Immunreaktion der Pflanzen. Ein neuer Beschluss des EU-Umweltausschusses, welcher die Chancen von Crispr für die Entwicklung robusterer Sorten benennt, stellt solcherart entstandene Pflanzen in der Risikobewertung und Zulassung mittlerweile mit herkömmlich gezüchteten Pflanzen gleich.