Der Druck auf die klassische konventionelle Landwirtschaft steigt. Die Gesellschaft fordert eine naturnahe Produktion, auch der Green Deal der EU setzte engere Grenzen. Besonders der Einsatz von Kupfer steht in der Kritik, die Züchtung ist gefordert. Sie arbeitet schon seit Jahren an der Steigerung der Pilzwiderstandsfähigkeit der Reben. Erwiesen sich die ersten Sorten im Laufe der Zeit als wenig pilzfest (Beispiel Regent), so lassen sich mit den neuesten Generationen an Piwis Einsparungen beim Pflanzenschutz von weit über 50% erzielen.
Die Herausforderungen bei den Piwis sind also primär nicht in der Produktion zu finden, sondern in der Vermarktung. Viele sehen den Piwi-Begriff als zu technisch und wenig verkaufsfördernd. Experten sprechen von hohem Erklärungsbedarf. Gibt es aber eine entsprechende Konditionierung des Konsumenten, steigt die Kaufwahrscheinlichkeit, so die jüngsten Erkenntnisse der Marktforschung.
Stil vor Sorte
Ein Blick nach Frauenkirchen im burgenländischen Seenwinkel: Umweltschutz und Nachhaltigkeit sind im Weingut Umathum schon seit Jahrzehnten ein Thema. Die Widerstandsfähigkeit gegen Trockenheit, Hitze und Pilzkrankheiten zählen für Josef Umathum zu den großen Herausforderungen, um die zukünftigen Anforderungen in Bezug auf die Klimaveränderung zu meistern. Darüber hinaus: „Der Weinbau verlangt nach einer grundlegenden Erneuerung. Es braucht weniger Alkoholgehalt, es braucht einen unbeschwerten Zugang zum Thema Wein, es braucht auch andere Geschmackserlebnisse“, betont Umathum.
Diverse Piwis-Sorten sind seit 2012 im Betrieb, derzeit nehmen sie rund 2% der 40ha umfassenden Rebfläche ein. Die Dynamik dabei ist groß. Manche Sorten mussten bereits weichen, manche haben sich etabliert und neue, bessere Generationen sollen folgen. „Es hat wenig Sinn, sich mit den Sortennamen auseinanderzusetzen, viel mehr soll ein Weinstil kommuniziert werden, der unserem Haus entspricht“, erklärt Umathum seinen Piwi-Kosmos.
Die Grossmutter und die Jungen Wilden
Mitte März stellte Josef Umathum seine neue Piwi-Weinlinie vor, Sterne-Koch Vitus Winkler sekundierte die spannenden Weine – ebenfalls auf hohem Niveau. Die Piwis kommen nicht als Einzelflaschen in den Verkauf, sondern nur gemeinsam in der 6er-Holzkiste. Genau genommen sind es fünf Piwis, allesamt ungestüm und wild (daher der Name „Junge Wilde)“, und die pannonische Sorte Lindenblättriger, die die Position als „Großmutter“ unter den Rebsorten der Region einnimmt. Alle Piwis, im Prinzip Cuvées, wurden entsprechend ihren Charakteren nach bestimmten Planeten benannt. „Der Konsument soll mit den vielen Sortennamen nicht überfordert werden“, so Umathum.
Die Zukunft
Der Blick in den Garten bei Umathum zeigt wo es hingeht: Es wachsen Oliven und Palmen. Auch beim Wein gibt es Gewinner und Verlierer. Blaufränkisch und Furmint zählen zu ersteren, auf die Verliererseite stellt Umathum Chardonnay und Zweigelt. „Langfristig haben Piwis das Potenzial der konventionellen Sorten. Man darf nicht vergessen: Auch Konsumenten ändern sich!“, blickt Umathum visionär in die Zukunft.