Internationale Organisation für Rebe und Wein

OIV mit neuem Kodex und Resolutionen

Ein Artikel von Redaktion | 20.12.2022 - 08:36

Mit 24 Resolutionen verabschiedete die Önologie-Kommission der OIV die meisten Empfehlungen der einzelnen OIV-Arbeitsgruppen am vergangenen Kongress, ein Auszug:

  • Selektive Pflanzenfasern können unter bestimmten Bedingungen in Most und Wein verwendet werden, um Rückstände von Pflanzenschutzmitteln im Wein zu verringern.
  • Die Grenzwerte für die Behandlung von Wein mit Gummi Arabicum wurden neu definiert.
  • Ein neuer Kodex der guten Weinbereitungspraxis wurde verabschiedet, mit dem Ziel, die Veränderung von Weinen durch Brettanomyces-Hefen zu verhindern.
  • Tannine werden in einer überarbeiteten Charakterisierung in zwei Klassen eingeteilt: hydrolysierbare (z.B. aus Kastanien- und Eichenholz) und kondensierte (proanthocyanidische; z.B. aus Trauben, Schalen und Kernen) Tannine.
  • Zellulosepulver kann als Hilfsstoff eine bessere Entgasung der Kohlensäure zu Gärbeginn ermöglichen und verkürzt so die Anlauf-Phase der Gärung.

Außerdem wurde mit mehreren Resolutionen der Internationale Kodex für önologische Verfahren der OIV erweitert. Etwa wurde die Einstufung von CO2 als Zusatz- oder Verarbeitungshilfsstoff (je nach önologischem Ziel) überarbeitet.

Weinbauliche Neuerungen

Die Experten der Abteilung Weinbau stellten nach vierjähriger Arbeit ihre Definition einer „funktionalen“ Biodiversität im Weingarten vor. Der Ansatz der funktionalen Biodiversität zielt darauf ab, Biodiversität im alltäglichen Arbeiten gezielt zu berücksichtigen und zu schützen. Darunter fällt etwa, ökologische Strukturen (Hecken, Wälder, Trockenmauern, Bodendecker usw.), die die biologische Vielfalt unterstützen, in den Weinberg zu integrieren und ihre Bewirtschaftung zu verbessern. Die OIV empfiehlt ihren Mitgliedsstaaten, die Entwicklung dieses Konzepts zu unterstützen und öffentliche Maßnahmen zur Förderung der funktionalen Biodiversität in Weinbergen zu etablieren. Darunter fallen unter anderem Maßnahmen zur Erhaltung der Biodiversität in Weingärten und Untersuchungen zu den Auswirkungen dieser aus sozialer, ökologischer und wirtschaftlicher Sicht.

Eine weitere neue Resolution der Weinbau-Abteilung dient als Leitlinie für die Durchführung und Bewertung der Kommunikation von Treibhausgasberechnung für Unternehmen und Produkte im Weinsektor. Damit soll eine einheitliche internationale Kommunikation über den CO2-Fußabdruck in verschiedenen Ebenen der Weinbranche ermöglicht werden.

Weitere neue weinbauliche Richtlinien beinhalten etwa die Pflanzengesundheit von Pflanzmaterial, die Forschung zu Herbizid-Alternativen und die Definition von Traubennektar.

Gesundheit & Weinwirtschaft

Die OIV-Abteilung für Gesundheit und Sicherheit aktualisierte mehrere Empfehlungen im Zusammenhang mit potenziell allergenen Substanzen, wie etwa Schönungsmitteln auf Basis tierischer Proteine.

In einer neuen Resolution einigte sich die OIV darauf, die internationalen Standards für die Etikettierung von Weinen anzupassen. Künftig soll es auch Weinen ohne geografischer Herkunftsbezeichnung ermöglicht werden, an Weinwettbewerben teilzunehmen. Außerdem sollen Wettbewerbs-Medaillen auf Flaschen in Zukunft immer den Namen des Wettbewerbs und das Austragungsjahr zeigen.

Bedeutung von OIV-Resolutionen

Die Ausarbeitung der Empfehlungen der OIV obliegt rund 600 Wissenschaftlern und Experten aus der ganzen Welt. Obwohl die OIV nicht gesetzgeberisch tätig werden kann, sind ihre Normen und Standards für den internationalen Handel mit Wein und Weinbauerzeugnissen bedeutsam. Die EU hat sich verpflichtet, sich zu önologischen Verfahren und Analysemethoden im Weinbereich weitgehend auf die Empfehlungen der OIV zu stützen. Die Resolutionen der OIV fließen dementsprechend mehr oder weniger direkt in das europäische Weinrecht. Auch für die Weltgesundheitsorganisation und die Welthandelsorganisation sind die Empfehlungen der OIV maßgeblich, etwa in Rechtstreits.