Pau Roca, Generaldirektor der OIV (Internationale Organisation für Rebe und Wein), präsentierte Anfang November im Rahmen einer Online-Pressekonferenz die ersten Zahlen zur weltweiten Weinproduktion 2021: Die aktuelle Schätzung beläuft sich auf 250 Mio. Hektoliter. So ergibt sich, wie schon in den vergangenen zwei Jahren, eine unterdurchschnittliche Menge – beinahe so gering wie 2017, dem bisher schlechtesten Erntejahr des 21. Jahrhunderts.
In der EU schätzt man die Weinproduktion 2021 auf 145 Mio. hl – 13% weniger als 2020 (–22 Mio. hl). Ausschlaggebend dafür waren die mitunter sehr schwierigen Wetterbedingungen. Vor allem die Erntemengen der großen Weinbauländer Frankreich, Spanien und Italien sind deutlich geringer als im Vorjahr. Damit produziert die EU im heurigen Jahr voraussichtlich 58% des weltweiten Weines.
Frankreich, Italien und Spanien deutlich im Minus
Die Schätzungen zur Weinernte in Frankreich belaufen sich derzeit auf 34,2 Mio. hl (–27% im Vergleich zu 2020). Das Land blickt auf einen katastrophalen Weinjahrgang zurück, der von Frost, Hagel und Mehltau geprägt war. In Spanien wird die Erntemenge auf 35 Mio. hl (–14% im Vergleich zu 2020) geschätzt. Italien erntete mit 44,5 Mio. hl voraussichtlich um 9% weniger als im Vorjahr und bleibt damit weltweiter Spitzenreiter in der Weinproduktion. Italien, Frankreich und Spanien produzieren gemeinsam 45% der globalen bzw. 78% der EU-Weinmenge. Im Vergleich mit 2020 wird für Deutschland ein Zuwachs von 4% prognostiziert, für Ungarn von 6% und für Portugal von 1%. Rumänien legt mit einer Steigerung von 37% beachtlich zu. Für Österreich belaufen sich die Schätzungen der OIV auf 2,3 Mio. hl (–4% im Vergleich mit 2020). Ein deutlicheres Minus in der Menge gibt es in Griechenland, Slowenien, Kroatien und der Schweiz (niedrigste Produktion seit 20 Jahren).
Die Schätzungen für die USA deuten auf eine etwas höhere Menge als 2020 hin, etwa 24 Mio. hl. Durch die Brände in Kalifornien lag die Menge im vergangenen Jahr deutlich unter dem fünfjährigen Durchschnitt, heuer hat sie sich wieder normalisiert.
Südhalbkugel gleicht Norden aus
Ein hervorragendes Erntejahr auf der Südhalbkugel gleicht global betrachtet die niedrige Menge der nördlichen Hemisphäre etwas aus. Südlich des Äquators rechnet man mit der höchsten Weinernte jemals. Die erwarteten 59 Mio. hl entsprechen 23% der weltweiten Erntemenge. Nach einem Einbruch der Weinproduktion im Vorjahr konnten heuer fast alle wichtigen Weinbauländer eine Steigerung der Erntemenge verzeichnen. Die Produktion in Australien und Chile stieg um 30%, in Argentinien um 16%, in Südafrika um 2% und in Brasilien sogar um 60%. Einzig Neuseeland verzeichnet einen Rückgang der geernteten Menge (–19%).