Um eine genaue Vorhersage zur Entwicklung des Weinsektors zu treffen, sei es noch viel zu früh, erklärte Generaldirektor Pau Roca bei der Pressekonferenz am 23. April. Dank der permanenten Kontakte zu den Mitgliedsstaaten, verfüge die OIV (Internationale Organisation für Rebe und Wein) aber über ausreichend Informationen, um bereits gewisse Schlüsse zu ziehen. Schon jetzt zeichneten sich radikale Veränderungen in Bezug auf die Distributionskanäle ab.
Es gebe Schätzungen, dass der „Shutdown“ des Gastgewerbes (HoReCa) die Weinverkäufe in Europa um 35% in der Menge und 50% im Wert verringern könnte. Roca sprach von extremen Auswirkungen auf die Mittelmeerländer, denn diese verfügten einerseits über eine besonders hohe Dichte an Bars und Restaurants, andererseits seien auch die Einbußen durch ausbleibende Touristen verheerend. Die steigenden Verkäufe im Off-Trade-Bereich (LEH, Fachhandel) seien „good news“, könnten aber die Verluste in der Gastronomie nicht kompensieren.
Insgesamt erwartet Roca einen Rückgang im Weinkonsum, ein Sinken der Durchschnittspreise und damit auch ein Sinken der Verkaufserlöse und Profite für die Weingüter. In einer wirtschaftlichen Rezession seien auch die Export-Entwicklungen wenig aussichtsreich. Jene Länder mit dem höchsten Weinkonsum seien auch diejenigen, die von der Pandemie besonders betroffen sind. Roca rechnet auch bei einer Erholung der Wirtschaft mit dauerhaften und gravierenden Veränderungen.