Die Anreise von Wien nach Kapstadt am 16. Februar 2019 verlief für die 33 Teilnehmer reibungslos.
Cape Point und Boulder Beach
Nach einer entspannten, aber kurzen ersten Nacht starteten wir mit einer Stadtrundfahrt in Kapstadt. Anschließend fuhr die Reisegruppe mit der Seilbahn auf den Tafelberg, um den wunderschönen Ausblick auf das Stadtzentrum zu genießen. Anschließend fuhren wir weiter die Kap-Halbinsel hinunter. Die vorherrschende Armut (mehr als ein Drittel der Bevölkerung ist arbeitslos) und die Unterschiede zwischen den Bevölkerungsschichten sprangen dabei sofort ins Auge. Mit Maschendraht eingezäunte und von Sicherheitsfirmen geschützte Häuser waren allgegenwärtig. Ein Arbeiter auf einer Wein-Farm verdient etwa 17 Rand/h (1,30 €/h), was die Unterschiede in der Gesellschaft weiter hervorhebt.
Die Kap-Halbinsel bietet eine der landschaftlich reizvollsten Routen in Südafrika. Sie erstreckt sich über 70 km von Kapstadt bis nach Cape Point. Auf dem Weg zum Kap der Guten Hoffnung sahen wir weiße Sandstrände, wunderschöne Bergketten und eine malerische Landschaft mit den beiden Leuchttürmen des Kaps. Das Zusammentreffen von Indischem und Atlantischem Ozean am Cape Point, die Pinguinkolonie am Boulder Beach und die Eindrücke im West Coast Nationalpark machten uns die Größe des Landes und gebietsspezifische Unterschiede bewusst. Während die einen noch die Vielzahl an Erlebnissen verarbeiteten, konnten es die anderen kaum erwarten, die ersten Weingüter zu besuchen.
Kirstenbosch Garden und Weinbaugebiet Constantia
Am zweiten Tag fuhren wir nach Kirstenbosch und besuchten den botanischen Garten. Auf einer Fläche von 36 Hektar fanden wir unzählige einheimische Pflanzen und überblickten auf dem Baumweg die Pflanzen- und Artenvielfalt des Gartens. Im Anschluss daran besuchten wir die älteste Weinregion Constantia. Durch das kühle Klima an den großteils nordöstlichen Hängen findet man in dieser Region vorwiegend knackig-frische Weißweine aus Sauvignon Blanc, Chardonnay und Sémillon. Das Weingut Constantia Glen, welches dem Vorarlberger Alexander Waibel gehört, produziert jedes Jahr in Kooperation mit Leo Hillinger einen Rot- und einen Weißwein. Bei einer besonderen Führung, die der Besitzer selbst übernahm, schnupperten wir erstmals südafrikanische Kellerluft und wären bei der anschließenden Verkostung am liebsten länger verweilt. Zum Mittagessen fuhren wir in das Weingut Constantia Groot und hatten Zeit, das wunderbare Herrenhaus zu besichtigen.
Weingüter von Stellenbosch
Die Studentenstadt Stellenbosch, zweitälteste Stadt Südafrikas und durchgehend im kapholländischen Baustil erhalten, liegt in dem gleichnamigen Weindistrikt, der 15.900 Hektar umfasst. Davon sind ca. 63% mit roten und 37% mit weißen Rebsorten bepflanzt, Hauptsorten sind Cabernet Sauvignon und Sauvignon Blanc. Das im Vergleich zur Küstenregion etwas wärmere Klima lassen Cabernet Sauvignon, Merlot, Shiraz und Pinotage exzellent reifen. Als Erstes besuchten wir das Weingut De Meye, ein familiengeführtes Boutique-Weingut. Es wurde nach dem Fluss De Meye in Holland benannt, in der Heimat des ersten Besitzers. Nun wird das Weingut von Philip Myburgh geführt. Zur Verkostung gab es die Sorten Chenin Blanc, Shiraz und die vom Winzer bevorzugte Sorte Cinsaut. Beim anschließenden Besuch im Keller konnten wir feststellen, dass die Lese durch einen Stromausfall vorübergehend zum Stillstand gekommen war.
Das zweite Weingut des dritten Tages war Muratie, das älteste Anwesen in Südafrika. Das auf Bordeaux-Blends, Shiraz, Chardonnay und Pinot Noir spezialisierte Weingut bleibt wegen der gut strukturierten, hervorragenden Weine und der Präsentation jedem Mitreisenden in bester Erinnerung. Zurzeit wird das Anwesen von der Familie Melck bewirtschaftet. Zum Abschluss des Tages besuchten wir das Weingut L’Avenir. Im 1992 gegründeten Weingut liegt der Fokus auf lediglich zwei Rebsorten: Chenin Blanc und Pinotage. Danach ging es zum Hotel Erinvale in Somerset West.
Region Simonsberg
Am vierten Tag fuhren wir in die Region Simonsberg. Nico van der Merwe ist der Besitzer das Weinguts Bottelary Hills. Er bewirtschaftet lediglich 1,6 Hektar Rebfläche selbst und kauft den Rest der Trauben zu. Ein weiterer interessanter Betrieb war das Weingut Brenaissance. Das Boutique-Weingut hat keine eigene Kellerei, sondern lagert die Weinproduktion jeweils zu den Winzern aus, welche die Sorten am besten verarbeiten können, um perfekte Jahrgangsweine zu kreieren. Das Konzept des Restaurants ist ein 4-gängiges Pizza-Menü, zu dem passende Weine gereicht werden. Anschließend besuchten wir das Weingut Lourensford, welches direkt neben unserem Hotel lag. Der Anblick der großen Produktionshalle, in der mittels Schwerkraftkrans die Tanks durchmischt werden, war für viele Teilnehmer eindrucksvoll bzw. sehr erstaunlich.
Die Wine-Tram – Ein Highlight
Mit der sogenannten Wine-Tram bzw. dem Wine-Bus erkundeten wir die Region Franschhoek. Erste Haltestelle war das Weingut Franschhoek Cellar. Dann standen am Nachmittag die Weingüter Rickety Bridge und Grande Provence auf dem Programm – alle nur wenige Kilometer voneinander entfernt, was die Dichte an geschichtsträchtigen Betrieben mit hervorragend gereiften Weinen in diesem Gebiet zeigte.
Der nächste Tag führte uns wieder in die Region Somerset West. Unterwegs besuchten wir Weingüter, die sehr unterschiedlich in ihrer Größe waren. Das Weingut Onderkloof wird von der Schweizer Familie Musfeld seit 1997 betrieben. Sie bewirtschaftet ungefähr 12 ha mit weißen Sorten wie Sauvignon Blanc, Chenin Blanc und Muscat d’Alexandrie sowie roten Sorten wie Shiraz, Pinotage, Cabernet Franc und Cabernet Sauvignon. Erfrischend für alle Mitreisenden war die Ehrlichkeit des jungen Winzers zur gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Situation der Bauern, sowohl im Wein- als auch im Ackerbau. Wenig später ging es zur nächsten Weinverkostung auf das Weingut Vergelegen. Die mehr als 300-jährige Geschichte, die herrlichen Gärten und Gebäude sowie die Weinverkostung beeindruckten. Direkt neben Vergelegen liegt das Weingut Morgenster Estate, das neben Wein auch Olivenöl produziert. Hier werden auch viele italienische Weinsorten wie Sangiovese oder Vermentino angebaut bzw. gekeltert.
Am Tag der Abreise besuchten wir noch zwei Weingüter: Kyburg und Aaldering. Die Schweizer Rosemarie und Fred Rüst haben ihr Weingut nach dem Habsburger Schloss Kyburg im Kanton Zürich benannt. Direkt im Devon Valley haben sie sich ihren Traum vom eigenen Weingut erfüllen können. Von Anfang an überließen sie nichts dem Zufall. Entsprechend den Bodenuntersuchungen der Universität Stellenbosch legten sie ihre Weingärten und die entsprechenden Sorten – Cabernet Sauvignon, Merlot und Shiraz – an und installierten eine Tropfbewässerung. Der Winemaker ist Frans Snyman, aber die Familie ist in alle Entscheidungen eingebunden. Kyburg verkauft ca. 80% der Traubenproduktion von rund 170 Tonnen an renommierte Weingüter in Stellenbosch. Rund 35 Tonnen Trauben werden in die USA exportiert. Der Wein von Kyburg wird in ausgelagerten Kellern in der Umgebung produziert. Bei Aaldering erfolgte die Weinverkostung direkt im Weinkeller. Zum ersten Mal bekamen wir die typische Rotweinsorte Pinotage gleichgepresst präsentiert, was vielen von uns zusagte.
Am Nachmittag ging es als letzte Station zur Spice-Route-Farm. Hier konnten wir an Verkostungen für Wein, Bier, Schnaps bzw. Grappa und sogar Schokolade teilnehmen. Dank perfekter Organisation der Agentur „Reisewelt“ konnten die Teilnehmer der 5. Winzer-Leserreise mit einer Vielzahl an positiven, lehrreichen und interessanten Eindrücken wieder am Flughafen Wien-Schwechat landen. #
Die nächste (6.) Winzer-Leserreise hat die Grande -Nation des Weines (Frankreich) zum Ziel. Es darf wieder mit einer exklusiven Weintour gerechnet werden.