Diverse Medien berichten über eine Krisendestillation in Frankreich, um überschüssigen Wein vom Markt zu nehmen. Die Überproduktion betrifft vor allem die Weinregion Bordeaux, wo Winzer aufgrund von Absatzproblemen Stilllegungsprämien fordern. Auch die Anbaugebiete Languedoc und das Rhônetal sind betroffen, allerdings in geringerem Maße.
Staatliche Unterstützung für die Weinindustrie
Das französische Agrarministerium kündigte grünes Licht für die Destillation von bis zu 2,5 Millionen Hektoliter Wein an – dies entspricht in etwa der jährlichen Weinproduktion Österreichs. Um das Destillationsprogramm zu finanzieren, sollen laut dem französischen Online-Portal Vitisphere 40 Millionen Euro an nationalen Mitteln und 40 Millionen Euro aus dem europäischen Finanzierungsrahmen (EGFL) zur Verfügung gestellt werden. Eine zweite Destillationskampagne kann ab Oktober nach der gleichen Aufteilung zwischen nationalen und europäischen Mitteln organisiert werden, um bis 2023 ein Maximum von 160 Millionen Euro zu erreichen, so das Kabinett des Landwirtschaftsministers. Der destillierte Alkohol kann für Desinfektionsmittel, Parfüm oder Bioethanol verwendet werden. Außerdem wurde die Verlängerung des Zeitraums für die Rückzahlung der staatlich garantierten Kredite von sechs auf zehn Jahre zugesagt und es wurden Hilfsmittel für Rodungen angeboten, so heißt es in einer Mitteilung des französischen Landwirtschaftsministeriums.
Strukturelle Anpassungen nötig
Das Landwirtschaftsministerium betonte außerdem, dass sich der Weinsektor in Frankreich auf lange Sicht den Herausforderungen des Klimawandels und der wandelnden Nachfrage anpassen müsse. Dazu gehören eine rückläufige Nachfrage nach Rotwein in Frankreich sowie ein Einbruch des Exports nach China aufgrund der Corona-Krise und die gestiegene Inflation. Der Verkauf über Supermärkte sei 2022 um 15 Prozent zurückgegangen. Angesichts dieser Umstände fordert das Nationale Institut für landwirtschaftliche Erzeugnisse und Erzeugnisse des Meeres FranceAgriMer nach Vitisphere ein Mindestbudget von 200 Mio. Euro für die Gesamtfinanzierung der Destillation. In der Corona-bedingten Krisendestillation im Jahr 2020 wurden 211 Mio. Euro für 2,6 Mio. hl mobilisiert.