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Moderatorin Nadja Bernhard und Geisenheim-Professor i.R. Randolf Kauer beim ersten Netzwerktreffen der Steillagen-Weinbaugebiete. © Pamela Schmatz

Netzwerktreffen 1. Forum Steillage

Steillagen-Weinbaugebiete suchen Strategien für die Zukunft

Ein Artikel von Irene Rittler, BA | 09.04.2025 - 10:00

Am 27. März 2025 war das historische Schloss Spitz an der Donau der Schauplatz für das erste Zusammentreffen des internationalen Steillagen-Netzwerks – einer Vereinigung ländlicher Regionen in Österreich, Deutschland, der Schweiz und Luxemburg, die vom Weinbau mit starkem Hanggefälle geprägt sind. Die von der Winzervereinigung Vinea Wachau organisierte Tagung ließ eine Fülle von Experten und Winzern aus unterschiedlichen Gebieten zu Wort kommen.

Die Herausforderungen

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Viel Input und großes Interesse beim ersten internationalen Strategietreffen der Steillagen-Regionen. © Tamara Schmatz

Die Bewirtschaftung von Steillagen ist in vielerlei Hinsicht herausfordernd, wie Randolf Kauer eröffnend ausführte. Der deutsche Professor für ökologischen Weinbau ist selbst Winzer im Gebiet Mittelrhein, dem steilsten und mittlerweile kleinsten Anbaugebiet Deutschlands. Er teilte Beobachtungen zu Bodentemperatur, Wasserrückhalt und Möglichkeiten zur Vereinfachung der Bewirtschaftung von Steillagen. Er brachte auch beeindruckende Zahlen mit. Einer Geisenheimer Studie zufolge liegen die Bewirtschaftungskosten für einen Weingarten mit Querterrassen um rund 40% höher als bei jenen in der Ebene. In Anlagen, wo aufgrund des unwegsamen Geländes überhaupt nur mit Hand gearbeitet werden kann, werden die Bewirtschaftungskosten pro Hektar sogar mit rund 20.000 Euro beziffert (Berechnungsgrundlage 15 Euro/Arbeitsstunde).

Als großes Problem gilt auch die Zunahme von Wetterextremen: Die Durchschnittstemperatur steigt, und damit Verdunstungspotenzial und Trockenstress. Punktuelle Starkregenereignisse führen vermehrt zu Erosion von Böden und Anlagen. Zu den klimatischen Entwicklungen in Österreich gab Klaus Haslinger von GeoSphere Austria neue Erkenntnisse bekannt. Dazu folgt ein ausführlicher Beitrag in einer kommenden DER WINZER-Ausgabe.

Die Chancen

Dass dem Weinbau in Steillagen kulturell, historisch und gesellschaftlich eine besondere Bedeutung zukommt, wurde von den Vortragenden immer wieder deutlich gemacht. Steffi Kahleyß, Steillagenbeauftragte von Ludwigsburg mit den Weinbaugebieten an Neckar und Enz, sprach über die zahlreichen Initiativen in ihrer Region, wodurch gezielt Weintourismus sowie die Identifikation der Bewohner mit dem Weinbau gefördert werden. Das Image einer Region und ihrer Betriebe sei ein entscheidender Faktor für den Erfolg, betonte auch Marketingexperte Willi Klinger. Durch Investition in die Marke von Weingütern, Region und Weinland sei es möglich, Verkaufspreise zu erhalten, die auch wirtschaftlich nachhaltig sind.

„Wir müssen wissen und kommunizieren, was unsere Arbeit in den Steillagen wert ist,“ betonte auch Winzerin und Vinea-Wachau-Vorstandsmitglied Hanna Hirtzberger. Sie sprach von dem großen Erbe, das besonders in terrassierten Gebieten in Form von geleisteter Arbeitszeit vorheriger Generationen besteht. Der Erhalt der Trockensteinmauern sei jedoch nur möglich, wenn sich der Steillagen-Weinbau auch rechne.

Tamara Kögl riet ebenfalls zur ehrlichen Kalkulation von Kosten und der Bereitschaft, diese notfalls zu verteidigen. Sie betreibt ein Familienweingut mit Buschenschank und Gästezimmern in der Südsteiermark. Kunden seien durchaus dazu bereit, Geld auszugeben – wichtig seien der direkte Kontakt und die umsichtige Kommunikation: „Menschen, die Emotionen mit Steillagen-Wein verbinden, werden ihn auch kaufen.“ Fehlender Zusammenhalt und Missgunst unter Betrieben seien jedoch mit Weintourismus nicht unter einen Hut zu bekommen. Eine Region sei nur so stark wie der innere Zusammenhalt.

In diesem Sinne äußerte sich auch Vinea-Wachau-Obmann Emmerich Knoll: „Vor uns liegen große Herausforderungen, die wir nur bewältigen können, wenn unterschiedliche Betriebsstrukturen an einem Strang ziehen. In der Vinea Wachau hat das Gemeinsame Tradition – das war schon immer ein Vorteil, jetzt mehr denn je.“

Das 1. Forum Steillage wurde von Vinea Wachau in Kooperation mit der Leader-Region Wachau-Dunkelsteinerwald durchgeführt und mit Mitteln von Bund, Land und Europäischer Union unterstützt. Im kommenden Jahr wird es ein Steillagen-Netzwerk-Treffen im Rheingau geben.