Studie

Pflanzen und Blumen im Weingarten beeinflussen Weinaromen

Ein Artikel von Redaktion | 15.12.2022 - 15:15

Die Einzigartigkeit eines Weines wird von mehreren Faktoren beeinflusst, darunter die Rebsorte, der Boden, das Mikroklima und die Umgebungsbedingungen im Weingarten. Die Sorte kann auch an anderen Standorten angebaut werden, aber die Kombination von Mikroklima, Boden und Umwelt schafft einzigartige Bedingungen für jede Parzelle. Der Einfluss der vorherrschenden Pflanzenarten auf die Eigenschaften des Weins ist jedoch noch wenig erforscht.

Beziehung zwischen Pflanzen- und Weinaromen
Seit 2019 beschäftigen sich Forscher des Forschungszentrums „Institut Català de la Vinya i el Vi“ (Incavi) damit, Übereinstimmungen zwischen den Aromen der Pflanzen in fünf Weinbergen und den dort wachsenden Weinen zu finden. Aus insgesamt 168 Pflanzen wurden Extrakte destilliert, die über Gaschromatographie mit 73 aromatischen Verbindungen aus den entsprechenden Weinen der Jahrgänge 2020 und 2021 verglichen wurden.

Zu diesen 73 Verbindungen gehören die Norisoprenoide Ionon und Damascenon, die blumige und fruchtige Aromen wie Veilchen, Apfel und Pflaume aufweisen und in aromatischen Pflanzen vorkommen. Auch wurden Terpene wie Terpineol in den Weinen gefunden, die in Rosmarin vorkommen. Zu den in den Weinen identifizierten und in den Pflanzen gefundenen Aromen gehören Terpene wie Terpineol mit einem Zitrusaroma, Phenole wie Eugenol mit einem würzigen Aroma und Polymercaptane wie Mercaptopentanon mit einem pflanzlichen Aroma von Buchsbaum. Diese Ergebnisse wurden durch eine sensorische Analyse der Weine ergänzt.

Erweiterung des Terroir-Konzepts
Das Projekt zeigt, dass es Übereinstimmungen zwischen den Aromen der Pflanzen und den Aromen der Weine gibt. Die Pflanzenarten seien somit Teil des Terroirs und sollten von den Winzern untersucht und verstanden werden, da sie den Charakter des Weins beeinflussen. Die Studie legt somit nach Ansicht der Forscher den Grundstein für die Erweiterung des Terroir-Konzepts, indem sie die systemischen Leistungen der Pflanzen in der Umgebung der Weinberge als Qualitäts- und Mehrwertfaktor für Produzenten und Verbraucher anerkennt.

Die Geschäftsführerin von Incavi, Alba Balcells, fasst zusammen: „Mit einer besseren Kenntnis der aromatischen Pflanzen und der Aromen, die der Wein besitzt, wird es auch möglich sein, die Einzigartigkeit der Produkte jedes Weinproduzenten und damit seine Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern.“ Sie kann auch ein Instrument für die Kommunikation zwischen Winzern und Verbrauchern sein. Nun stellt sich jedoch die Frage, ob es durch das Anpflanzen von aromagebenden Pflanzen zu untypischen Weinen für eine Anbauregion kommt. Wird es künftig österreichische Rotweine mit Eukalyptusnoten geben?