Bezüglich der Geschichte des Blauen Portugiesers gibt es zahlreiche Arbeiten. Vor allem die Arbeiten von Wilhelm Bauer (Der WINZER 1992/12) und Robert Schlumberger („Weinhandel und Weinbau im Kaiserstaate Österreich“ 1937) sind sehr aufschlussreich. Aus den Abstammungsanalysen von Regner und Maul geht hervor, dass der Blaue Portugieser eine Kreuzung von Sbulzina x Silvaner ist. Daher kann eine Herkunft aus Portugal oder Spanien (fast) ausgeschlossen werden. Die portugiesische Sorte Portugais Azul ist mit hoher Wahrscheinlichkeit ein späterer Export unseres echten Blauen Portugiesers nach Portugal. Der Name wurde einfach mit übersetzt.
Der Name „Portugieser“ geht laut gängigen Schriften auf einen Rebenimport des Grafen Johann Fries im Jahre 1772 (bei Burger 1770) zurück. Johann Fries und sein Sohn Moritz Fries gehörten zu den reichsten Bürgern der Donaumonarchie. Sie besaßen mehrere Anwesen und ließen teilweise Weingärten um diese anlegen. Johann Fries bekam Schnittreben aus Portugal auf Anraten eines portugiesischen Agenten, die er auf seiner Herrschaft in Vöslau anpflanzte. Bei Burger (1837) ist zu lesen, dass auch Moritz Fries im Jahr 1812 einen Weingarten in Vöslau anlegen ließ, nämlich mit der Rebsorte Blauer Burgunder (Pinot Noir). Er erwähnt jedoch, dass die Rebsorte nur mehr in geringer Menge zu finden ist. Der geringe Ertrag sei für den Rückgang der Anpflanzungen verantwortlich. So stammt der in den herrschaftlichen Weingärten zu Vöslau erzeugte Wein nur mehr zum kleineren Teil von Burgunder- und zum weitaus größeren Teil von Portugieser-Reben.
Der Klosterneuburger K.K.-Weinbauinspektor Franz Kurmann (ca. 1880) erwähnt den Blauen Portugieser in Niederösterreich. Auch Kurmann führt an, dass die Ampelographen behaupten, dass er aus Portugal stammen soll. Graf Fries soll ihn auf sein Weingut in Vöslau gebracht haben. Kurmann fügt aber hinzu: „Der Beweis dafür fehlt aber!“ Seiner Einschätzung nach soll der Blaue Portugieser ausgehend von Vöslau in Niederösterreich verbreitet worden sein, dann an den Rhein, in die Pfalz, nach Ungarn und auch in die Steiermark.
Es erscheint auch beim Blauen Portugieser als sehr wahrscheinlich, dass der Sortenname von den importierten Schnittrebensammlungen aus Portugal auf den heutigen Portugieser übergesprungen ist – ähnlich wie bei der Rebsorte Blaufränkisch. Leider ist der Blaue Portugieser nicht namentlich bei Helbling 1777 und 1779 zu finden. Dies könnte darauf zurückzuführen sein, dass Helbling nur die Gegend von Wien bis etwa Pfaffstätten beschrieb. Das Zentrum der ersten Heimat des Blauen Portugiesers, die Umgebung von Vöslau und Baden, wurde nicht mehr in seinen Ausführungen erwähnt.
Anmerkung der Redaktion:
Das Werk „Historia Franconia“ von Johannes Friedberger umfasst mehr als 70 Seiten. Der Autor stellt erfreulicherweise das Originalmanuskript dem Weinbauverband frei zur Verfügung. Sie finden es auf unserer Website: www.der-winzer.at (Suchfunktion rechts oben)
Der Autor
Ing. Johannes Friedberger, Fachlehrer HBLA und BA für Wein- und Obstbau Klosterneuburg sowie Winzer in Bisamberg, E-Mail: johannes.friedberger@weinobst.at