ERSTMALS ÖFFENTLICH, ERSTMALS WACHAU

Austrian Single Vineyard Summit

Ein Artikel von Redaktion | 20.07.2022 - 11:01
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Zum Silent Tasting kommen stets zahlreiche Weinexperten nach Grafenegg © Herbert Lehmann

Begonnen hat es mit einem relativ kleinen Tasting im Jahr 2013, das knapp einen Tag dauerte. "Wir saßen eng gedrängt in einem Turmzimmer in Grafenegg, es waren ca. 15 Journalisten", erinnert sich Dorli Muhr von der Agentur Wine&Partners. Mittlerweile haben sich die Dimensionen geändert.

Wie jedes Jahr findet Anfang September der Single Vineyard Summit statt, zu dem Weinexperten aus aller Welt ins niederösterreichische Schloss Grafenegg kommen. Dort präsentieren die Österreichischen Traditionsweingüter (ÖTW), die Steirischen Terroir- und Klassikweingüter (STK), die Winzer vom Eisenberg und Leithaberg sowie heuer zum ersten Mal die Winzer der Vinea Wachau (im Schloss Dürnstein) einem internationalen Expertenpublikum ihre spannendsten Weine. Die teilnehmenden Gruppen haben das gleiche Ziel: Den feinsten Weinen Österreichs, die in charakterstarken Rieden gewachsen sind, eine gemeinsame Bühne zu bieten. In Summe werden es rund 400 Weine aus Einzellagen sein, die während dieses „Single Vineyard Summits“ serviert werden. Dazu Dorli Muhr: "Im Jahr 2022 haben wir im Laufe von fünf Tagen in Summe 880 Verkostungsslots zu vergeben, und wir erwarten dafür rund 300 Gäste aus der ganzen Welt. Leider aus bekannten Gründen heuer noch einmal recht wenige aus Asien ..."

Wie schon in den Vorjahren, findet die Degustation auch in diesem Jahr in Form eines „Silent Tastings“ statt. Die Teilnehmer fordern die gewünschten Proben schriftlich an, von den Winzern selbst werden sie ihnen im gewünschten individuellen Rhythmus „auf leisen Sohlen“ serviert. Um die Konzentration der Juroren nicht zur stören, ist der Eingang zur Degustation jeweils nur um 9 Uhr und um 14 Uhr zu den vorab gebuchten Slots möglich. Die Plätze werden zugeteilt.

Erste öffentliche Verkostung

Am Samstag, den 3. September, haben auch Privatpersonen erstmalig Gelegenheit, Erste Lagen-Weine der Österreichischen Traditionsweingüter zu verkosten. Von 14 bis 18 Uhr präsentieren die 68 ÖTW-Mitglieder aus den ÖTW-Regionen Donau, Wien und Carnuntum je einen Erste Lagen-Wein in Grafenegg. Im Anschluss an die Verkostung findet im Wolkenturm Grafenegg ein Konzert von Rudolf Buchbinder und den Wiener Philharmonikern statt. Der Eintritt zur Verkostung kostet 25€. Personen, die für den Abend eine Konzertkarte haben, zahlen keinen Eintritt zur Verkostung.

Die ÖTW – Vom Kamp- und Kremstal zum Dachverband

Die seit 1991 bestehende Gruppierung der „Österreichischen Traditionsweingüter“, kurz ÖTW, zeigen sich überzeugt, dass besondere Weine nur in großartigen Weinberglagen entstehen können. Daher beschäftigen sie sich seit ihrer Gründung damit, ein System der Lagenklassifizierung (nach Vorbild Burgund) auszuarbeiten und österreichweit einheitlich im Weingesetz zu verankern – für alle österreichischen Weingüter, nicht nur für ÖTW-Mitglieder.

Der Verein „Österreichische Traditionsweingüter“ wurde 1991 im Bereich des Kamp- und Kremstales auf Anregung der Österreichischen Weinmarketing GmbH gegründet. Die 18 Gründungsmitglieder waren zum Zeitpunkt der Konstituierung des Vereins bereits angesehene Betriebe mit teilweise internationaler Bekanntheit. Die Funktion des Gründungsobmannes übernahm Willi Bründlmayer.

In den ersten Jahren nach der Gründung kamen weitere vier Weingüter aus dem Kamp- und Kremstal hinzu. In weiterer Folge sollten auch einige Mitglieder aus dem Verein ausscheiden, zum einen wegen generationsbedingten Betriebsstilllegungen, zum anderen auch wegen der Nichterfüllung von Anforderungskriterien.

Bald nach der Gründung begannen die ÖTW damit, gemeinsame Veranstaltungen auszurichten. Der erste gemeinsame Auftritt erfolgte 1992 im Rahmen der Weinfachmesse Vinova in Wien. Die auffällige, abgegrenzte Messestand-Gestaltung der ÖTW-Mitglieder setzte einen Meilenstein im Bekanntwerden des Vereis. 1994 riefen die ÖTW die erste „Tour de Vin“ ins Leben, die heute eines ihrer Markenzeichen darstellt. Anfangs war die Veranstaltung für Besucher kostenlos, der enorme Andrang führte zur Einführung einer Eintrittsgebühr.

Eine erste Präsentation der ÖTW im Schloss Grafenegg fand im Juni 1996 statt. Diese Verkostung wurde damals speziell für französische Journalisten ausgerichtet und diente als heutiger Sicht als Vorläufer der ÖTW-Jahrespräsentation auf Schloss Grafenegg. Seit 2013 führen die ÖTW Anfang September die Verkostung ihrer Ersten Lagen-Weine für Fachbesucher im Schloss Grafenegg durch. Mittlerweile reist zu dieser Jahrespräsentation, an der heuer auch die Steirischen Terroir- und Klassikweingüter (STK), die Winzer vom Eisenberg und Leithaberg sowie zum ersten Mal die Winzer der Vinea Wachau teilnehmen, stets eine beträchtliche Anzahl (internationaler) Weinspezialisten an.

2001 wurden mit je einem Betrieb vom Wagram sowie aus dem Traisental erstmals Mitglieder aufgenommen, die außerhalb des Kamp- und Kremstales lagen.

Mit dem Jahrgang 2009 kamen die ersten Weine aus den „ÖTW Ersten Lagen“ auf den Markt, womit ein neuer Klassifikationsprozess begann. Mit diesem anfänglich kleinen Fundus an klassifizierten Lagen sollte ein Grundstein gelegte werden, auf dem weitere Klassifikationen aufgebaut werden können.

Erneut erweitert wurden die ÖTW 2018 mit der Aufnahme der WienWein-Gruppe sowie der Vereinigung Rubin Carnuntum. Aus diesem Anlass wurden die ÖTW in einen Dachverband mit regionalen Gebietsverbänden umgewandelt. 2022 wurden daraufhin die „ÖTW Thermenregion“ gegründet, in den kommenden zwei Jahren soll es darüber hinaus zur Einrichtung der „ÖTW Weinviertel“ kommen. Mittelfristig wird eine Mitgliederzahl von rund 100 ÖTW-Betrieben angestrebt.