ALTE REBSORTE WIEDERENTDECKT

Muscat de Noir Eisenstadt kommt in die Landeshauptstadt zurück

Ein Artikel von Redaktion | 14.08.2020 - 09:54
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Franz Xaver Lehner, Bürgermeister Thomas Steiner und Winzer Erwin Tinhof (v.l.). freuen sich über die Auspflanzungen von Muscat de Noir Eisenstadt

Es ist dem wissenschaftlichen Forschungsgeist von Franz Xaver Lehner zu verdanken, dass diese jahrhundertealte Rebsorte wiederentdeckt wurde. Lehner, Masterand für Weinbau und Önologie an der BOKU Wien/Tulln und langjähriger Obmann des Weinbauvereins der Freistadt Eisenstadt, entdeckte diese Sorte 2008 im Zuge einer Recherche über die Rebsorten aus der Zeit Joseph Haydns in historischen Büchern.

Schwarze Muscateller

Eine Besonderheit findet sich in der Abhandlung über die „Systematische Klassifikation und Beschreibung der in österreichischen Weingärten vorkommenden Traubenarten“ aus dem Jahr 1837: „Man findet sie in Österreich (Monarchie) in den meisten Weingärten, jedoch überall nur geringe Menge, wo man sie auch die ‚schwarze Schmeckende‘, ‚Moscatella nigra‘ aber auch ,schwarze Muscateller‘ nennt.“ Neugierig geworden auf „schwarze Muscateller“ wurde Lehner im internationalen Rebsorten-Katalog „Vitis Internationale Vairety Catalogue VIVC“ fündig, wo diese Rebsorte, je nach örtlichem Vorkommen in Europa nach verschiedenen Namen benannt wird, unter anderem auch „Muscat de Noir Eisenstadt“. Bezüglich der Namensherkunft vermuten Rebsorten-Wissenschaftler, dass die Sorte im 17. Jahrhundert im Raum Eisenstadt beheimatet war.

Die Rebsorte „Muscat de Noir Eisenstadt“ ist in zweierlei Hinsicht besonders: „Zum einen, weil es blaue Trauben sind, die bei vollreifer Kelterung weiße Weine hervorbringen, zum anderen, weil die Sorte den Namen der Landeshauptstadt von Burgenland trägt, was die Stadtführung naturgemäß freut. Die jahrelange Grundlagenarbeit von Lehner ermöglichte nun, dass die ersten Reben des „Muscat de Noir Eisenstadt“ im Weingarten von Erwin Tinhof in Eisenstadt ausgepflanzt wurden.

Aufnahme in Burgenländische Weinbauverordnung

In einem ersten Schritt wurden rund 40 Setzlinge aus Frankreich und Deutschland organisiert und in der Versuchsanlage von Franz Xaver Lehner in Eisenstadt ausgepflanzt. Nach einer achtjährigen Forschungsphase mit Kontrolle der Blüte und des Austriebes sowie der Analyse und Prüfung von Most und mikrovinifiziertem Wein wurde auf Lehners Betreiben hin im März 2020 die Sorte offiziell mit dem Premiumnamen „Muscat de Noir Eisenstadt“ in die Burgenländische Weinbauverordnung aufgenommen. Damit wurde der Weg frei, diese seltene Rebsorte auszupflanzen.

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Die blauen Trauben der Rebsorte Muscat de Noir Eisenstadt

Blaue Traubensorte – weißer Wein

Beim „Muscat de Noir Eisenstadt“ handelt es sich um eine blaue Traubensorte. Aus diesen Trauben wird aber aufgrund der genetischen Struktur kein Rotwein, sondern Weiß- bzw. sehr heller Roséwein mit zarten Muskatnoten vinifiziert.

Auch wurde der „Muscat de Noir Eisenstadt“ immer wieder für die Züchtung anderer Sorten verwendet. So ist etwa die Rebsorte auch Elternteil des Muskat-Ottonel. Nachdem die Sorte vom Aussterben bedroht ist, konnte mit dieser Auspflanzung ein Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt geleistet werden.

Vor wenigen Wochen wurden 300 Setzlinge auf der Riede Feuersteig ausgesetzt. Diese Riede ist eine ältesten und traditionsreichsten Weinbaurieden der Stadt. Mit der ersten Lese ist in drei bis vier Jahren zu rechnen. Bis dahin wartet sowohl auf Erwin Tinhof als auch auf Franz Xaver Lehner viel Arbeit in und außerhalb des Weingartens. Denn als nächstes Ziel strebt man eine Zertifizierung als Qualitätsweinsorte an.