Gibt man in der Suchmaschine Google den Begriff „Tetra Pak Wein“ ein, sieht man gleich an den ersten Meldungen wie stark dieses Thema polarisiert. „Wein ohne Ausdruck“ oder „Konzentrat-Gemisch“ sind nur einige der Bezeichnungen für den Packerl-Wein, der sein Billig-Image noch lange nicht abstreifen wird. Zurecht? Diese Frage stellte das Genuss-Magazin anlässlich einer Wein-Verkostung der besonderen Art. Ingesamt 15 Rot- und Weißweine, die im Tetra Pak im heimischen Lebensmittelhandel angeboten werden, unterzogen sich dem kritischen Gaumen einer neunköpfigen Fachjury bestehend aus Sommeliers, Fachjournalisten und Ernährungswissenschaftern. Im Mittelpunkt stand natürlich die Frage: „Hat man dem Packerlwein jahrelang Unrecht getan?“
Besonders überraschte die Experten die große qualitative Bandbreite an Weinen, die in den quadratischen, Polyethylen-beschichteten Boxen feilgeboten werden. Dabei ging die Jury nach einer 5-stufigen Bewertungsskala vor, wobei die Bestnote 5 nur dann vergeben wurde, wenn der Tropfen alle Ansprüche, eines einfachen aber dennoch geschmackvollen Weines erfüllte. Obwohl keiner der verkosteten Weine diese Vorraussetzungen mit sich brachte gab es mit 4,25 Punkten dennoch einen klaren Sieger: Der Rotwein „Quargetan“, der beim Rewe-Discounter Penny um 1,29 € in den Regalen steht, überzeugte die Jury durch ein dunkles Beerenaroma, dass durch Anklänge von Cassis und Wacholder untermalt wird. Das einstimmige Fazit: Ein guter, einfacher Wein mit Struktur und Charakter. Weit abgeschlagen mit jeweils 3 Punkten, sicherten sich der Interspar-Weißwein „Solero“ (1,59 €) und ein Rotwein von Hofer (1,29 €) ex aequo den 2. Platz.
Ausgerechnet die in Österreich abgefüllten Weine, wie Weißwein „Kreuzbergkellerei“ von Metro (1,09 €) oder der Tafelwein von Billa/Merkur (0,99 €) schnitten mit 0,51 bzw. 0,46 Punkten schlecht ab. Die wahrscheinlichen Gründe dafür: Bei Weinen, die in Tetra Paks abgefüllt werden, handelt es sich zumeist um Tafelweine aus der Neuen Welt, die bei extrem hohen Erträgen und sehr günstigen Hilfs- und Rohstoffen produziert werden. Im Gegensatz dazu sind die Herstellungskosten in Österreich sehr hoch, weshalb es unmöglich ist, dieselbe „Qualität“ zum selben Preis zu liefern.
Am Ende des Tages stand für die Jury auf jeden Fall fest, dass es durchaus ratsamer ist, den einen oder anderen Euro mehr in den Weinkauf zu investieren. Denn die Grenze zwischen Weinlust und Weinfrust können oft sehr nahe einander liegen.