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Peter Moser (Falstaff), Elisabeth Kamper (WG Esterházy) und Hugh Johnson © W. Kaltzin

Weinprobe mit Hugh Johnson

Ein Artikel von DI Walter Kaltzin | 23.10.2009 - 00:00
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Peter Moser (Falstaff), Elisabeth Kamper (WG Esterházy) und Hugh Johnson © W. Kaltzin

Dem Weingut Esterházy ist es gelungen, Hugh Johnson, den wohl berühmtesten Weinautor der Welt ins Burgenland zu holen. Johnson gilt als Liebhaber der klassischen Musik und großer Fan von Joseph Haydn. Gleich für zwei Veranstaltungen konnte der Verfasser der Standardwerke "Großer Johnson" und "kleiner Johnson", dem meist gekauften Weinführer der Welt, gewonnen werden.
Am Abend des 20. Oktobers lud das Weingut Esterházy zu einem Galadinner in die Prunkräume des Schlosses Esterházy.
Die 250 Gäste erwartete ein 6-Gänge-Menü aus typisch pannonischen Produkten. Davor gab es eine Vergleichsverkostung von burgenländischen und internationalen Weinen, die Hugh Johson und Falstaff-Chefredakteur Peter Moser kommentierten.

Burgenland im Vergleich
Bereits Wochen vorher war die Veranstaltung restlos ausgebucht. Rund 320 Gäste, darunter viele Winzer, füllten den prunkvollen Haydnsaal. Christian Zechmeister, Geschäftsführer der Wein Burgenland, erklärt die Motivation: "Es gibt wenige Länder, die von sich behaupten können, Spitzenprodukte in Rot, Weiß und Süß anbieten zu können – Burgenland gehört dazu." Hugh Johnson eröffnete mit kurzen Statements zur Situation im internationalen Weinbau. Es sei schwierig, die Welt im Auge zu behalten. "Neue Länder tauchen auf und klassische Weinländer definieren sich neu", erklärte Johnson den aufmerksam lauschenden Teilnehmern. Der Begriff "Neue-Welt-Wein" sei nicht mehr geografisch abzuleiten, "die Grenzen verlaufen heute vielmehr fließend", so der charmante Gentleman.

Bevor fünf spannende Flights mit jeweils einem Spitzengewächs aus dem Ausland gereicht wurden, gab Johnson seine Sicht auf Burgenland preis. Blaufränkisch habe eine große Chance im internationalen Reigen, doch man stehe erst am Anfang und die Botschaft sei noch nicht nach außen gedrungen, brachte es Johnson auf den Punkt. Passend dazu die Erkenntnis des Weinbuchautors, dass österreichische Weine großteils selber getrunken werden. Als nichtdeutschsprachiger Konsument hätte er auch das Problem, die Etiketten nicht immer zu verstehen.

Keine Bewertungen
Im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen macht Johnson keine Punkt-Bewertungen. Vielmehr versucht er, den Wein nachvollziehbar für Konsumenten zu beschreiben. Besonderen Wert legt der Engländer auf Harmonie: "Was für Weißweine die Säure ist, stellt bei Rotweinen das Tannin dar. Dabei kommt es auf das richtige Maß an". Mit Blick auf Rotweine meinte er: "Wahre Qualitäten sind in der Jugend schwer zu erkennen". Er empfiehlt, sie zu proteinreichen Lebensmitteln zu verkosten.

Weißburgunder und Chardonnay eröffneten die fünf Verkostungsrunden zu je drei Weinen, den Rotweinbereich deckten Merlot und Cuvees ab. Den Abschluss bildeten hochgradige Prädikatsweine. Schade nur, dass Blaufränkisch fehlte. Ganz Gentleman, blieben die Kommentare sehr allgemein, doch durchwegs kompetent und immer mit lebendigen Worten bedacht. So gelang es, Unterschiede, Gemeinsamkeiten und Eigenheiten herauszuarbeiten. Ob die burgenländischen Vertreter nun international mithalten können, blieb unbeantwortet. Fest steht: Bei vergleichbarem Preisniveau brauchen sie sich nicht vor Vergleichen zu scheuen. Immerhin einmal zeigte sich Johnson besonders angetan: Vom Steinzeiler 2007 vom Weingut Kollwentz – dieser dürfte auch schon Richtung England unterwegs sein.