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Stefan Potzinger, „Wein Steiermark“-Obmann, freut sich über die Einigung im Komitee auf drei DAC-Gebiete für die gesamte Steiermark

Neue Spielregeln in der Steiermark

Ein Artikel von DI Daniela Dejnega | 11.06.2018 - 09:06
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Stefan Potzinger, „Wein Steiermark“-Obmann, freut sich über die Einigung im Komitee auf drei DAC-Gebiete für die gesamte Steiermark

Der Verein „Wein Steiermark“ wurde Mitte 2015 neu gegründet. Was waren die Hintergründe und die wichtigsten Veränderungen?  Stefan Potzinger (SP): Ziel war, den steirischen Wein durch eine einzige Organisation zu vermarkten, weshalb wir das „Regionale Weinkomitee Steier­mark“ und die „Marktgemeinschaft Steirischer Wein“ zur „Wein Steiermark“ als alleinige Marketing­ebene zusammenführten. Die Statuten wurden neu geschrieben und viele Regelungen überarbeitet. Jetzt ist ein neues Team mit Claudia Schauer-
Genner als Marketing-Verantwort­licher am Werk. Wir wollen neue Märkte im Ausland erschließen, auch indem wir verstärkt auf einzelne Personen zugehen, Händler wie Journalisten. Beim Weinmarketing spielt das Thema „Herkunft“ eine immer größere Rolle. Wie ist der aktuelle Stand bei der Entwicklung des Herkunftssystems in der Steiermark? SP: Unlängst gab es große Fortschritte. Bei der Sitzung des Regionalen Komitees im April konnten wir uns auf die steirischen DAC-Gebiete und die dazugehörigen Regelungen ­einigen. Für DAC wird es keine extra Gebühren für die Winzer geben - die Finanzierung erfolgt über die Mitgliedschaft bei der „Wein Steiermark“ als Marketingbeiträge. Bereits für den Jahrgang 2018 soll das neue Herkunftssystem in Kraft treten.
 Welche DAC-Gebiete wird es demnach in der Steiermark geben? SP: Die drei Gebiete heißen Süd­steiermark DAC, Vulkanland DAC und Weststeiermark DAC. Die erst im Herbst 2017 verlautbarte Schilcherland DAC wird umbenannt? SP: Ja, man hat letztendlich den ­Namen „Weststeiermark DAC“ gewählt, um das Gebiet nicht ausschließlich auf Schilcher festzulegen. Insgesamt haben wir ein innovatives Herkunftssystem entwickelt, durch welches die steirischen Weine noch ernster genommen werden sollen, auch im Ausland. Wird der Weg einer Qualitätspyramide im Sinn von Gebietswein, Ortswein und Riedenwein beschritten? SP: Genau, in der Südsteiermark z. B. wird es fünf Ortsweine geben – aus Gamlitz, Ehrenhausen, Leutschach, Eichberg und Kitzeck-Sausal. Auch die Riedenabgrenzungen sind fertig. Breit aufgestellt haben wir uns bei den Rebsorten: Sauvignon Blanc, Morillon, Gelber Muskateller, Weißburgunder, Grauburgunder, Traminer, Welschriesling und Riesling – sie alle sind als DAC-Weine möglich. Scheurebe, Müller-Thurgau und Rotweinsorten haben wir ausgeschlossen. Müller-Thurgau findet ja hauptsächlich für den Junker Verwendung. Welchen Stellenwert hat der „Steirische Junker“ heute? SP: Der Junker ist sehr wichtig und funktioniert nach wie vor bestens als hochqualitative Jungweinmarke, gilt er doch für die Steiermark als gemeinsames Identitätsmerkmal. Der große Boom ist zwar vorbei, aber die Menge, die zuletzt bei 500.000 bis 600.000 Flaschen pro Jahr lag, wird sich stabilisieren. Das Herkunftssystem steht für den weiteren gemeinsamen Weg der stei­rischen Winzer. Wo war es schwierig, eine Einigung zu finden? SP: Wir haben ein sehr genaues Regel­werk ausgearbeitet. Natürlich gab es unterschiedliche Meinungen, zum Bespiel betreffend Verkaufsstart der Weine. Generell wollen wir die „Frühfüllerei“ einschränken, dennoch dürfen als erste DAC-Weine der Welschriesling und in der Weststeiermark der Schilcher mit 1. Dezember an den Start gehen. Ansonsten sollen die DAC-Weine ab 1. März und die Riedenweine erst ab 1. Mai des Folgejahres in den Verkauf kommen.
Außerdem wollen wir besonders trocken sein! Der erlaubte Restzuckergehalt beträgt bei Orts- und Lagenweinen nur vier Gramm. Auch Handlese wird als Voraussetzung für DAC gelten. Die strengen Regeln sollen aber keine Einschränkung sein, sondern das ganze Spiel interessanter machen und gleichzeitig dafür sorgen, dass die Wertigkeit der Weine steigt. Wir wollen eine allgemeine Qualitäts­steigerung in der Steiermark und diese nach außen kommunizieren. Dabei herrscht völlige Einigkeit. Konnten hier auch die STK-Winzer, die „Steirischen Terroir & Klassik Weingüter“, integriert werden? SP: Ja, es ist sehr erfreulich, dass wir alle führenden steirischen Betriebe für unsere Sache gewinnen konnten. Der Input der STK-Winzer war total positiv. Wir ziehen wieder an einem Strang und an dieser Stelle möchte ich auch besonders jenen Menschen danken, die seit Jahrzehnten wahnsinnig viel für den steirischen Wein leisten – wie Willi Sattler. Genauso gilt mein großer Dank Herrn ÖkR Johann Dreisiebner und Weinbaudirektor Werner Luttenberger, dem Geschäftsführer der Wein Steiermark, der uns als „alter Hase“ immer als Ratgeber zur Seite stand und ohne den wir all dies wohl nicht geschafft hätten. Stehen heuer neue Veranstaltungen am Programm? SP: Die Riedenverkostung, die wir in Graz im vergangenen Jahr zum ­ersten Mal durchgeführt haben, war ein voller Erfolg, weshalb sie heuer auch in Wien stattfinden wird. Dazu laden wir am 4. September ins Palais Ferstel.