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Ordnungsgemäße Lagerung auf befestigtem Boden mit Ableitung von Oberflächenwasser sowie von Sickerwasser“ © Foto: Manfred Swoboda

Projekt „Weingartenkompost“

Ein Artikel von red. | 22.04.2013 - 09:16
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Ordnungsgemäße Lagerung auf befestigtem Boden mit Ableitung von Oberflächenwasser sowie von Sickerwasser“ © Foto: Manfred Swoboda

Bei Feldbegehungen im Weinviertel mit einem internationalen Weinberater stellte sich sehr rasch heraus, das s durch falsches Bodenmanagement in der Vergangenheit die Bodenstruktur zerstört wurde. In der Empfehlung zum Wiederaufbau der Bodenstruktur nimmt geeigneter Kompost eine zentrale Stellung ein.

Probleme in der Praxis

Der Pillichsdorfer Winzer Stefan Schmid bemühte sich ab Sommer 2011 für 25 Winzer aus Mistelbach, Poysdorf und Gänserndorf rund 4.200t geeigneten Kompost zu organisieren. Gespräche mit gewerblichen Kompostherstellern führten zu keinem befriedigenden Ergebnis, da diese keine Erfahrung in der Herstellung von anwenderspezifischen Komposten hatten. Aufgrund von Unwissenheit werden im guten Glauben sehr häufig Komposte mit falschen Eigenschaften und Wirkungen eingesetzt. Durch die weit verbreitete Nachfrage von Kompost (ohne Berücksichtigung der Anforderung für eine gezielte Wirkung), sind Komposthersteller offensichtlich nicht gezwungen, spezifizierte Komposte herzustellen, da der Absatz auch ohne weitere Bemühungen sicher scheint.

In der Zwischenzeit haben sich vier weitere Winzer aus allen teilnehmenden Gebieten und aus dem Pulkautal zur Mitarbeit bereit erklärt, womit auch die Finanzierung des Projekts eine breitere Basis erhielt.

Materialbeschaffung
Ökologisch und wirtschaftlich sinnvoll ist die Verwertung von biogenen Abfällen aus der „Biotonne“. Vor allem der hohe Stickstoffgehalt und der Kochsalzeintrag stellen dabei aber ein Problem dar. Um die Konzentrationen abzusenken, müssen Stroh, Grünschnitt, Trester/Trebern und Reben vom Rebschnitt etc. mit weitem C-N-Verhältnis beigemischt werden. Neben der Organisation müssen für diese „Zuschlagsstoffe“ höhere Kosten in der Kompostierung angesetzt werden, da die Einkommenskomponente aus der Abfallentsorgung wegfällt. Dem Verarbeiter muss zeitgerecht geeignetes Material zum Ansatz der Kompostmiete zur Verfügung stehen, um das gewünschte Ergebnis zu erreichen. Die eingefahrene Menge der Biotonne gibt den Rhythmus vor.

Transportlogistik
Aufgrund des großen Volumens für die Materialbeschaffung und die Verteilung an die Weingüter, sind große Transportkapazitäten erforderlich, welche selbst in großen Ackerbaubetrieben selten vorhanden sind. Die gemeinsame Anschaffung von geeigneten Anhängern wird mittelfristig erforderlich sein, wenn mit LKW der weiche Ackerboden für die Zwischenmiete nicht befahren werden kann. Es wurde auch angedacht, dass mit geeigneten Anhängern (im Pendelverkehr entsprechend vieler Fahrzeuge) der Kompoststreuer direkt befüllt wird, damit kein Zwischenlagerplatz in Weingartennähe zur Verfügung stehen und der Kompost nicht nochmals mit dem Frontlader aufgeladen werden muss. Dies würde allerdings nur in einer Gemeinschaft ähnlich einer Rübenrodegemeinschaft funktionieren.

Da die Ausbringung nur in eine ­bestehende Begrünung ausgebracht werden soll und Ausbringungsverbote für stickstoffhaltige Düngemittel bestehen, muss der Ablauf vom Aufsetzen der Kompostmiete weg genau geplant werden.

Selber Kompostieren?

Der Prozess der Kompostierung ist mit dem der Vergärung von Traubenmost vergleichbar. Ständige Kontrollen und Führung des Rotteprozesses sind unabdingbar um gute Qualitäten zu erhalten. Diese Arbeit werden wenige Winzer neben der Weinproduktion, Marketing und Verkauf zusätzlich übernehmen können. Im Falle einer Eigenproduktion (als Ortsgemeinschaft) würden die Maschinenkosten nur als überregionale Maschinengemeinschaft finanzierbar sein. Vorstellbar wäre, dass mehrere Kompostgemeinschaften eine Person hauptberuflich für die Kompostierung der dezentralen Mieten anstellen. Dadurch könnten Kompostwender besser ausgelastet und der Personalaufwand niedrig gehalten werden. Voraussetzung ist, dass die Beschaffung für alle Mischkomponenten sichergestellt ist.

Wird die Kompostierung mit einem landwirtschaftlichen oder gewerblichen Partner durchgeführt, so muss ein gutes Vertrauensverhältnis bestehen – auf Basis bis ins Detail gehender Vereinbarungen.

Zusammenfassung

Soll der Aufbau von Dauerhumus in Weingärten gelingen, ist die regelmäßige Ausbringung von geeigneten Komposten unabdingbar. Eine Weinviertler Winzer-Gemeinschaft versucht deshalb eigenen, speziell auf den Weinbau abgestimmten, Kompost herzustellen. Darüberhinaus soll bei anderen Winzern und Landwirten Bewusstsein für die Problematik geschaffen werden und die Vernetzung aller Protagonisten (Abnehmer und Hersteller) für hochwertige Komposte sorgen. Die Erfahrungen aus dem noch laufenden Projekt sollen weiteren regionalen Initiativen zur Verfügung stehen. Zum Erfahrungsaustausch können sich alle Interessierten bei der Projektgruppe melden.

Kontakt

Stefan Schmid, Hauptstraße 17, 2211 Pillichsdorf
E-Mail: info@bauernhof-schmid.at