Schafe im Weinberg

Ein Artikel von red. | 06.08.2012 - 11:49

Vor einigen Jahren büchste von einer dürren Weide in Neuseeland eine Schafherde aus und machte sich gleich nebenan über eine saftig-grüne Rebanlage her. Als der Winzer von der Sache Wind bekam, war nichts mehr zu retten: Die Schafe waren bereits mehrere Tage am Fressen und die Reben waren im unteren Bereich ziemlich kahl. Allerdings präsentierte sich beim genaueren Hinschauen statt des erwarteten Totalverlustes eine ausgesprochen gepflegte Anlage. Die Schafe hatten nämlich die noch sauren Trauben verschont und lediglich die Blätter im unteren Bereich der Laubwand sauber abgefressen. Seither arbeiten etliche Weingüter in Übersee mit Schafen als „Entblätterungsmaschinen“.Eine Herde mit 20 Tieren braucht dabei für einen Hektar vier bis fünf Tage, grundsätzlich sind fast alle Rassen geeignet.

Hervorragende Versuchsergebnisse in Deutschland

Erste Versuche in Rheinhessen lieferten hervorragende Ergebnisse hinsichtlich der Arbeitsqualität der Vierbeiner, da die Schafe bei jeder Erziehungsform, auch in sehr breiten Laubwänden sämtliche Blätter bis in die Kopfhöhe der Tiere exakt abzupften, aber die Trauben nicht anrührten. „Es wäre eine tolle Sache, wenn die Schafe ganzjährig im Weinberg gehalten werden könnten, vor allem in Lagen mit Seitenhang, Querterrassen oder im Steilhang. Auch dieBekämpfung von Unkräutern an den Böschungen und auch das Abmulchen von Begrünungen könnte dann entfallen.“, erklärte Georg Hill vom DLR Oppenheim in der Fachzeitschrift „LW Hessen Rheinland-Pfalz“.

Schafe sind nicht für alle Lagen geeignet

Im Rahmen seiner Untersuchungen erkannte der Experte auch folgende Einschränkungen: Bei den gängigen Erziehungsformen ist die Stammhöhe zu niedrig, um zu verhindern, dass die Tiere bereits im Frühjahr den gesamten Austrieb abfressen. Hier kann bis kurz vor dem Rebaustrieb eine Beweidung stattfinden, danach müssen die Schafe aber raus aus den Weinbergen. Keine Probleme gibt es bei höheren Umkehrerziehungen oder dem Minimalschnitt. Dort übernehmen die Schafe sowohl die Begrünungspflege als auch das Entfernen der Wasserschosse und der herabhängenden Triebe. Allerdings ist in höher gezogenen Erziehungen eine Entblätterung der Traubenzone nicht möglich. Außerdem sei darauf zu achten, dass die Tiere genügend Mineralfutter erhalten, sonst beginne die Herde mit dem Schälen der Rinde am Stamm.