Mit einem Imagefilm zur Südoststeiermark (Vulkanland) und kurzen Eröffnungsworten richtete sich Weinbaupräsident Johannes Schmuckenschlager mit dem Bericht zur aktuellen Situation der Weinwirtschaft an die Delegierten. Dazu ein kurzer Überblick:
Weinernte:
Die neueste Vorschätzung der Statistik Austria spricht von nur mehr 1,87 Mio. hl. für den Jahrgang 2024 (Abb. 1). Damit wurde der Wert leicht nach unten revidiert. Verantwortlich für die deutliche Minderernte sind vielfältige Gründe: Von Spätfrost, Hagel, Verrieselung und Trockenheit mit Hitzewellen während der Reifephase reichte das Spektrum. Die Starkniederschläge während der Lesezeit konnten die Einbußen nicht mehr wett machen. Schmuckenschlager betonte, dass eine Dürreversicherung heuer von Vorteil gewesen sei. Generell sei das Minus beim Weißwein ausgeprägter gewesen.
Weinbestand und -markt:
Mit Blick auf die Bestandsmengen der vergangenen Jahre (Tab. 1) resümierte der Weinbaupräsident: Das hohe Niveau des Weinbestands halte sich sehr konstant, der Markt verfüge über ausreichend Menge, wobei besonders das hohe Maß beim Rotwein auffalle. Ein europäisches und auch globales Problem, ergänzte Schmuckenschlager. Dementsprechend geringe Traubenpreise führten dazu, dass es für viele Betriebe keine finanzielle Basis mehr gebe. Auch wenn die aktuelle Ernte in Österreich wie auch in der EU sehr klein sei, so hätte es noch keine Effekte am Fassweinmarkt gegeben. Diese sollten sich aber in den nächsten Monaten einstellen.
Generell sei die in Österreich starke Stütze des Weinverkaufs, die Gastronomie, unter Druck geraten. Betriebsschließungen und geringere Umsätze in der Gastronomie würden nur schwer kompensiert werden. Dazu verwies Schmuckenschlager auf eine Nielson-Statistik aus dem Lebensmittelhandel (Abb. 1). Der Weinumsatz liege zwar 9% über dem vom Jahr 2019, doch in der Menge gebe es ein Minus. Zudem fokussieren sich die Umsätze seit einigen Monaten – aufgrund der Konsumschwäche – im unteren Preisbereich.
Weinrechtssammelnovelle/Weingesetz:
Zahlreiche Änderungen wurden heuer in der Weinrechtssammelverordnung veröffentlicht. Die meisten betreffen DAC-Verordnungen einzelner Gebiete. Der Weinbaupräsident sprach in diesem Zusammenhang von einer „verkopften“ Überregelung. „Es wäre an der Zeit, langfristig die Regelungen zu vereinfachen, um sie für den Konsumenten verständlicher zu machen“.
Mit der Sammel-Verordnung wurde auch eine Erhöhung der Kosten für die Staatliche Prüfnummer umgesetzt, gleichzeitig sei es aber bei fünf Gratisproben pro Betrieb geblieben.
Probleme und Lösungen zum EU-Weinmarkt:
Seit Jahren zeige sich in der EU eine schleichende Absatzdepression, besonders im Rotweinbereich. Mittlerweile widmet sich die Europäische Kommission dem Thema mit einer High-Level-Group. Unter den Experten werden verschiedene Maßnahmen diskutiert, die zum Teil kurzfristig greifen (Destillation/Rodungen/Grünernte, Verlängerung von Auspflanzrechten) wie auch längerfristige Maßnahmen: Absatzförderung stärken und vereinfachen, Weintourismus fördern, E-Commerce und Distance selling fördern durch Vereinfachung der Verbrauchs- und Umsatzsteuern, bessere Absicherungsmodelle (Versicherungen und Fonds auf Gegenseitigkeit), bessere Kommunikation an jüngeres Publikum, Förderung der Bioproduktion (Zulassung von Kaliumphosphonat!) und Produktinnovationen. Österreichs Standpunkt: Man wolle aktive Maßnahmen gegenüber passiven wie Grünernte und Rodungen bevorzugen.
International weht dem Alkohol und damit auch dem Wein ein scharfer Wind entgegen –Stichwort Alkohol-Bashing. Österreich sehe Wein als Kulturgut so der Weinbaupräsident. Zur Richtigstellung manch falscher Behauptung zum Weingenuss, werde am 21. November ein Symposium unter dem Titel „Alkohol – Heil oder Verderben … oder beides?“ in Wien veranstaltet. Vortragende sind namhafte hochrangige Ärzte.
Tätigkeitsbericht der Geschäftsführung
Von Seiten der Geschäftsführung gab Direktor Josef Glatt einen Überblick zu den Tätigkeiten des Weinbauverbands. Sowohl national wie auch international sei man gefordert gewesen, die Interessen der heimischen Weinbaubranche zu vertreten. Näher ging Glatt auf die Problematik der Staatlichen Prüfnummer und der Frostschadenentschädigung aus dem EU-Agrarkrisentopf ein. Die Abwendung der Sustainable Use Regulation (SUR), die den Pflanzenschutzmitteleinsatz massiv eingeschränkt hätte, sei ein positives Beispiel für die erfolgreiche Lobbyarbeit.
Ein thematischer Schwerpunkt sei auch die EU-Verordnung zur Regelung der Kennzeichnung von Nährwert und Zutaten gewesen. Alls Erfolg wertet Glatt die Möglichkeit, den Großteil der Angaben Off-Label (also im Internet) zu machen.
Erfreulich die Entwicklung der Zertifizierungsplattform Nachhhaltig Austria. Mittlerweile gebe es bereits 655 teilnehmenden Betriebe, die über eine Rebfläche von rund 12.000ha verfügen, womit mehr als ein Viertel Österreich integriert sei.
Zum Ende der Delegiertenversammlung kamen die Punkte Kassabericht und Rechnungsprüfung zur Sprache. Der Vorstand wurde entlastet. Aufgrund der Kostensteigerung in vielen Bereichen wurde eine Erhöhung des Mitgliedsbeitrags beschlossen.