Leitartikel 03/2019

Herkunftsmarketing

Ein Artikel von CR Prof. DI Josef Glatt, MBA | 12.03.2019 - 12:01
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Das jüngste Herkunftssystem Österreichs (DAC in der Steiermark)

Mit dem DAC-System wurden die Vorteile des romanischen Systems (Profilierung, Unaustauschbarkeit) mit den Tugenden des bisherigen Systems (Vielfalt, Flexibilität, Innovationsmöglichkeiten) in Einklang gebracht. Mit der dualen Strategie der spezifischen DAC-Gebiete einerseits und den generischen Weinbaugebieten (Bundesländer) andererseits können beide Systeme gespielt werden. Beim regionaltypischen Qualitätswein (DAC) kann (muss) ein gebietstypischer Stil nach romanischem Vorbild definiert werden, der im Marketing mit einer bestimmten Konsumentenerwartung verknüpft wird.

Die generischen Qualitätsweine (Bundesländer) stehen dann für die Vielfalt und Innovation zur Verfügung. Hier werden jene Stile und Rebsorten vermarktet, die als Spezialitäten zu sehen sind und weniger über eine spezifische Herkunft, sondern über die Marke des Weingutes vermarktet werden.

Klare Herkunftshierarchie

Das klare Profil eines DAC-Weines und damit seine Wiedererkennbarkeit beim Konsumenten wurden die ersten 15 Jahre seit Einführung des DAC-Systems in den Vordergrund gestellt, und z.B. beim Weinviertel DAC idealtypisch umgesetzt. Als weitere und wertigere Kategorie wurde neben den klassischen DACs in den meisten Gebieten eine Reservekategorie etabliert. Die weingesetzlichen Anstrengungen, die engeren Herkünfte genauer und präziser zu regeln, haben dann auch in den DAC-Systemen Niederschlag gefunden. Speziell das Kamptal, das Kremstal und das Traisental haben als Erste die Reservekategorie durch eine Herkunftshierarchie ersetzt. Je enger die Herkunft, desto wertiger der Wein, alles natürlich innerhalb des jeweiligen DAC-Profils. Über dem klassischen Gebietswein wird ein Ortswein etabliert und an der Spitze der Pyramide steht dann der Riedenwein. 

Gebietsebene mit breitem Sortenspektrum?

Nach diesem System wurden nunmehr auch drei steirische DAC-Weine etabliert, wobei aufgrund der Sortenvielfalt der steirischen Anbaugebiete das Profil speziell auf der Gebietsebene doch etwas breiter gefasst wurde. Die steirische Umsetzung eines DAC-Systems war aber dann auch der Anstoß, für weitere Gebiete, nämlich die Wachau, den Wagram und Carnuntum, eine ähnliche Umsetzung eines Herkunftssystems auszuarbeiten.

Speziell bei der Wachau und beim Wagram ist die Gebietsebene zwar vom Sortenspektrum her ebenfalls relativ breit aufgestellt, aber je enger die Herkunft, desto weniger Sorten stehen zur Verfügung. Die hochwertigsten Riedenweine werden daher nur mehr mit den regionaltypischsten Sorten hergestellt. Es ist davon auszugehen, dass es dort zu einer sukzessiven Bereinigung innerhalb des DAC-Systems kommen wird, da die Riedenweinrebsorten in Form eines „Top-downs“ auf die unteren Ebenen ausstrahlen und die anderen vorgesehenen Rebsorten sukzessive an Bedeutung verlieren.

Ich glaube auch nicht, dass die letzten DAC-Konzepte jetzt für DACs mit sehr klarem Profil einen Ansporn darstellen sollten, auf der Gebietsebene breiter zu werden. Um als Beispiel noch einmal das Weinviertel zu bemühen: Meines Erachtens macht es wenig Sinn, das klare und mittlerweile vom Konsumenten gelernte Profil zu verlassen bzw. zu verbreitern. Wenn notwendig, könnte anstelle dessen innerhalb des großen Gebietes eine weitere DAC etabliert werden, die ebenfalls ein klares Profil vorsieht (z.B. Pulkautal etc.). 

CR Prof. DI Josef Glatt, MBA