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„Nicht alle in der Bioproduktion erlaubten Weinbehandlungsmittel sind bei InfoXGen gelistet“, klärte Anton Groiß auf

Bio-WinzerInnentage 2018

Ein Artikel von J. Hummer, S. Dreisiebner-Lanz | 04.04.2018 - 09:14

Bio-Weinbau gewinnt in Österreich zunehmend an Bedeutung. Mit einem Flächenanteil von mittlerweile 12,5% in Österreich, davon 10,8% in Niederösterreich, 16,1% im Burgenland, 11% in der Steiermark und 28,4% in Wien (Stand 2016 / Grüner Bericht), hat auch die Beratung der Betriebe einen erheblichen Umfang angenommen. Christian Eitler BSc (LK Niederösterreich) und DI (FH) Sabrina Dreisiebner-Lanz MSc (Bio Ernte Steiermark) berichteten stellvertretend für die Bio-Weinbau-Berater Österreichs über das Projekt „Höherqualifizierung im biologischen Weinbau“. Die Leistungen dieses geförderten Projekts werden über die vier Bundesländer NÖ, Bgld., Stmk. und Wien angeboten. Wichtige Beratungsangebote sind Gruppenberatungen, Informa­tionsveranstaltungen, Einführungskurse und der Pflanzenschutz-Warndienst. Durch die österreichweite Zusammenarbeit der Berater verschiedener Institutionen (LK, Bio Austria) kann für die unterschiedlichen klimatischen Voraussetzungen ein jeweils passender Warndienst zur Verfügung gestellt werden. Die LK NÖ bietet ihren Warndienst für die trockenen nördlichen Gebiete, Bio Ernte Steiermark hingegen für den eher niederschlagsreicheren Süden an. Die aus Sicht der Beratung wichtigen Inhalte wurden erläutert:

  • Kupferzulassung im Bio-Weinbau
  • Die zunehmende Verbreitung der Amerikanischen Rebzikade
  • Aufzeichnungen und Bilanzen für Stickstoff, Phosphor und Kalium
  • Bevorstehende gesetzliche Änderungen.

Bio-Wein-Vinifikation

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„Nicht alle in der Bioproduktion erlaubten Weinbehandlungsmittel sind bei InfoXGen gelistet“, klärte Anton Groiß auf

Anton Groiß von InfoXgen betonte, dass es keine Liste der zugelassenen Weinbehandlungsmittel gibt. Bei der Abfrage über die InfoXgen-Homepage ist zu beachten, dass nicht alle Firmen ihre Produkte listen lassen. Es kann daher möglich sein, dass Produkte in der Bio-Vinifikation zulässig sind, obwohl sie nicht im Verzeichnis von InfoXgen gelistet sind. Als Beispiele für erlaubte Mittel führte er an:

  • Pektolytische Enzyme
  • Diammoniumphosphat (DAP) als Hefenährstoff
  • Heferrindezubereitungen
  • inaktive Hefen und Hefeautolysate
  • Proteine aus Weizen und Erbsen
  • Weinhefen aus biologischer Produktion so weit verfügbar
Ebenso Beispiele für verbotene Produkte:
  • Mannoproteine aus Hefe
  • PVPP (Polyvinylpolypyrrolidon)
  • CMC (Carboxymethylcellulose)
  • Chitosan (gegen Brettanomyces)
  • Ammoniumsulfat und Ammoniumbisulfit (als Hefenährstoff)
  • Kaliumhexacyanoferrat und Kalziumphytat (Blauschönung)
  • Silberchlorid und Kupfersulfat (Böckserbehandlung)
  Eine Böckserbekämpfung ist demnach nur mit Kupfercitrat möglich. Wichtig: Auch Mischprodukte, die verbotene Produkte enthalten, dürfen nicht eingesetzt werden.

Pflanzengemeinschaften im Weingarten

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„Pflanzengemeinschaften im Weinbau fördern die Fruchtbarkeit und bieten optimalen Lebensraum für Nützlinge“, erklärte DI Dr. Michael Machatschek

Lebensgemeinschaften spielen bei Pflanzen eine wichtige ökologische Rolle. Die Aufgaben und Leistungen zeigte DI Dr. Michael Machatschek, Leiter der Forschungsstelle für Landschafts- und Vegetationskunde in Hermagor, mit vielen Bildern und ­erklärte, wie eine gelungene Symbiose aus Pflanzengemeinschaften oder auch Tier- und Pflanzengemeinschaften aussehen kann. Vor allem aber zeigte er, welche großartigen Produktivkräfte für den Weinbau genutzt werden können. „Unsere Großväter wussten schon, dass Humus und Bodengüte positiv verändert werden können und vor Erosion schützen. Pflanzengemeinschaften halten den Boden fruchtbar und bieten Lebensraum für Nützlinge“, erklärte Macha­tschek. Pflanzen dienen auch als guter Lieferant für Schwefel und Stickstoff. Zwiebel und Knoblauch beispielsweise waren schon vor Ge­nerationen als Schwefel-Lieferant für Boden und Pflanzen bekannt. Macha­tschek sprach sich auch für eine Beweidung der Weingärten durch Schafe und Kühe aus. Befürchtungen, dass Weingärten durch die Tiere verwüstet werden, konnten in den Versuchen nicht bestätigt werden. Im Gegenteil: „Der Boden wurde sichtbar frucht­barer und der Regenwurmanteil im Boden konnte wesentlich verbessert werden“, freut sich Machatschek. Die spezifische Verträglichkeit der Tiere sollte jedoch unbedingt berücksichtigt werden, in dem z.B. nur in gewissen Zeiträumen beweidet wird. Zudem ist der Nährstoffanfall bei einer Beweidung in den Nährstoffbilanzen zu berücksichtigen.

PIWIS in Österreich

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„Die Veredlungszahlen lassen auf eine Zunahme der PIWI-Flächen schließen“, so Ing. oen. Wolfgang Renner

Ganz im Zeichen der neuen pilz­widerstandsfähigen Rebsorten stand der Vortrag von Ing. oen. Wolfgang Renner von der Versuchsstation Haid­egg in Graz. Besonders die Bekämpfung der Pilzkrankheiten Echter und Falscher Mehltau sind nur durch regelmäßigen Pflanzenschutz möglich. Heute lässt sich dieser Aufwand durch den Einsatz von pilzwiderstandsfähigen Rebsorten stark reduzieren. Waren ältere PIWI-Sorten noch schwierig zu kultivieren oder hatten sensorische Mängel, so gibt es solche Probleme bei den neuen Züchtungen nicht mehr. „Das Ausmaß der PIWI-Rebflächen ist in Österreich mit geschätzten 0,8% eher bescheiden. Die Veredlungszahlen lassen aber auf eine Zunahme der PIWI-Flächen schließen“, so der Önologe und Spezialist für PIWI-Sorten.

PIWIS in Deutschland

Josef Engelhart, der Präsident von PIWI-International, bestärkte nochmals die Argumentation von Renner: PIWI-Sorten sind doppelt öko: ökologisch und ökonomisch. Die Pflanzenschutzstrategie an der Bayerischen Landesanstalt für Wein und Gartenbau bei den PIWIs beschränkt sich auf drei bis vier Behandlungen (vor und nach der Blüte sowie ein bis zwei Abschlussbehandlungen). Der Aufwand für Fungizidbehandlungen ist im Schnitt um 75% geringer als bei herkömmlichen Rebsorten. Engelhart charakterisierte einige PIWIs, die teilweise bei uns weniger bekannt sind. Pinotin bezeichnete er als verbesserten Regent, Cabernet cortis ist für Rosé­weine geeignet. Sowohl Pinot Nova als auch VB 91-26-29 zeigten sich als wenig anfällig für die Kirsch­essigfliege. Calardis Blanc ist ein WB/SB-Typ, der kurz vor Riesling reift und als multiresistent gilt. Bei Cabernet Blanc ist die fehlende Ertragssicherheit durch Verrieselung problematisch. Abhilfe kann eine starke Be­lastung der Stöcke bringen, auch Minimalschnitt funktioniert sehr gut. Die Züchtung Cal 6-04 gilt ebenfalls als multiresistent, ist sehr botrytisfest und bringt fruchtige, aromatische Weine.