Das sogenannte „Saint Martin's Day Tasting“ sollte die Auftaktveranstaltung sein, das Burgenland in seiner Einzigartigkeit zu präsentieren, Perspektiven zu entwickeln und Raum für Kreativität zu schaffen. In seinen Eröffnungsworten betonte Roland Velich, dass der Name Reimagine für eine Neupositionierung und Selbstfindung stehe. Es gelte, selbstbewusst die große Weinwelt ins Burgenland zu holen.
Stimmen von außen
In einer Keynote Speech erklärte Sascha Speicher vom Meininger Verlag seine Außenwahrnehmung zum Burgenland: Blaufränkisch sei das größte Plus im Portfolio, eine Weltweinsorte. Verantwortlich dafür viel Spannung und Frische in den Weinen, dazu eine gute Gerbstoffstruktur bzw. Textur. „Es gibt wenig Vergleichbares. Blaufränkisch kann Terroir“, resümierte der deutsche Journalist. Gleichzeitig gebe es drei Stolpersteine: So sei die Anzahl an relevanten Winzern sehr klein, die kritische Masse also noch zu gering. Jungwinzer für die Sache zu gewinnen, wäre sehr wichtig. Zudem brauche der Blaufränkisch Sommeliers, die auf der ganzen Welt hinter der Sorte stehen. Mit Cuvées könne man keinen USP aufbauen, betonte Speicher. Letzter der drei kritischen Punkte: Das Prüfnummer-Problem müsse gelöst werden.
Am Podium äußerten sich auch Star-Sommelier Willi Schlögl, Peter Moser von Falstaff, Master of Wine Andreas Wickhoff und Herbert Oschep, Obmann der Wein Burgenland. Wickhoff gab zu bedenken, dass im Burgenland lange Zeit internationale Stile nachgemacht wurden. Nun sei es an der Zeit, Profil zu zeigen. Hier hätten besonders die Regionalen Komitees die Möglichkeit, Akzente zu setzen und bei der Erteilung der Staatlichen Prüfnummer mitzureden. Auch Sommelier Schlögl forderte, nicht den Vorbildern nachzueifern. Wichtig sei, gemeinsam an einem Strang zu ziehen. Qualität im Glas sei die Grundvoraussetzung, dann folge eine Veredelung über die Herkunft.
Peter Moser skizzierte die Entwicklungen des Burgenlands nach: Zuerst Blaufränkisch, dann Cabernet Sauvignon, dann Barrique, jetzt wieder retour – das Burgenland erfinde sich gerade neu. Dem Konsumenten muss es auf alle Fälle schmecken und die Änderung der Prüfnummer-Vergabe sei längst überfällig. Dass es bald die nötigen Änderungen bei der staatlichen Prüfkost geben werden, dafür wolle sich Wein-Burgenland-Obmann Herbert Oschep einsetzen.
Welches Potenzial auch in burgenländischen Weißweinen steckt, zeigte bei der Veranstaltung eine Auswahl an Welschriesling und Grüner Veltliner.
Die Grünen Veltliner, allesamt Ortsweine, werden in einer sogenannten „Reimagine Grüner Veltliner Burgenland“ vertrieben. Darüber hinaus präsentierten am 11. November 18 von einer unabhängigen Jury ausgewählten Winzer Ausschnitte ihres Portfolios, allesamt Charakterweine.
Verkostung als Teil der Entwicklung
Das „Saint Martin's Day Tasting“ soll zukünftig ein fixer Bestandteil im Kalender aller Kritiker, Sommeliers, Händler, Gastronomen und Weinliebhaber mit internationaler Reichweite werden. Und damit das Terroir der einzigartigen pannonischen Heimat geschärft und der charakteristische Ausdruck der burgenländischen Weine einem breiten Publikum nähergebracht. Der Selbstfindungsprozess im stark vom Strukturwandel betroffenen Burgenland läuft (an).
Die von einer unabhängigen Jury ausgewählten und ausstellenden Winzer:
- Adriana und Martin Lichtenberger-Gonzales
- Albert Gesellmann
- Andi Kollwentz
- Anita und Hans Nittnaus
- Christian Tschida
- Ernst Triebaumer
- Georg Prieler
- Heike und Gernot Heinrich
- Heinz Velich
- Kolfok
- Leo Sommer
- Markus Altenburger
- Moric
- Paul Achs
- Reinhard Krutzler
- Rosi Schuster
- Thomas Straka
- Wachter-Wiesler