Leitartikel 08-2024

Rotwein-Absatz unter Druck

Ein Artikel von CR Prof. DI Josef Glatt, MBA | 03.08.2024 - 12:04
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Sommer-Gewinnspiel der ÖWM zur Absatzförderung in der Gastronomie © ÖWM

Dies hat dazu geführt, dass die Europäische Union die sogenannte Krisenreserve der gemeinsamen Marktordnung geöffnet hat, um jene Betriebe, die gravierende Ernteausfälle nachweisen können, zu entschädigen. Die Ernteausfälle werden anhand der Erntemeldungen festgestellt und nach Ausfallsstufen entschädigt. Eine nationale Umsetzungsverordnung ist diesbezüglich in Ausarbeitung – DER WINZER wird ehestmöglich darüber informieren.

Rotwein unter Druck 

Ein anderes Problem, das die europäische Weinwirtschaft derzeit beschäftigt, ist der verhaltene Absatz an Wein, vor allem an Rotwein. Hauptgrund ist der Konsumrückgang an Wein in Europa, verbunden mit einem stark veränderten Konsumverhalten weg vom Rotwein. Dies führt derzeit zu einem starken Anstieg des Rotweinlagers in Europa und somit auch in Österreich. Bereits im vergangenen Jahr wurde in manchen Ländern, allen voran Frankreich, aus demselben Topf der Krisenreserve Wein eine Destillation finanziert. Auf Druck der Europäischen Erzeugerverbände (COPA-COGECA, CEEV) wird die Europäische Kommission heuer eine sogenannte „High-level-Gruppe“ einrichten, um die Situation zu analysieren und geeignete Gegenmaßnahmen auf den Weg zu bringen. Die erste Zusammenkunft dieser Gruppe – bestehend aus Vertretern der Mitgliedsstaaten, aber auch der Europäischen Erzeugerverbände – wird am 11. September stattfinden. Überlegungen, die angestellt werden können, gehen in folgende Richtungen: Destillation von Überschüssen, Rodungsprogramm, Verlängerung der Wiederauspflanzrechte (Stilllegung), aber auch in Richtung Bearbeitung von neuen Fokusmärkten in Drittländern.

Destillation?

Auch in Österreich gab es bereits Krisensitzungen zwischen Vertretern des Ministeriums, der Landwirtschaftskammern, des Weinbauverbandes und der ÖWM, um Maßnahmen gegen die Rotweinkrise zu besprechen. Große Hoffnungen werden auf die neuen Maßnahmen durch die „High-level-Gruppe“ der EU gesetzt. Aber auch national sollen jene Möglichkeiten, die aufgrund des gemeinsamen Binnenmarktes möglich sind, verfolgt werden. So ist es für einen Mitgliedsstaat möglich, im Fall gravierender Marktprobleme eine Weindestillation auch mithilfe von nationalen Mitteln umzusetzen, wobei es diesbezüglich einer Notifikation und Genehmigung der Europäischen Kommission bedarf. Die eingesetzten nationalen Mittel dürfen dabei maximal 15% der für den jeweiligen Mitgliedsstaat vorgesehenen Mittel des EU-Stützungsprogramms ausmachen. Für Österreich bedeutet das theoretisch eine Summe von rund 2 Millionen Euro, die aus nationalen Mitteln für eine Destillationsaktion eingesetzt werden könnten. Auch diese Möglichkeit soll intensiv verfolgt werden, um eine Marktentlastung auf dem Rotweinsektor zu erreichen. Aus abwicklungstechnischen Gründen müsste eine derartige Aktion vorzugsweise über den genossenschaftlichen Sektor umgesetzt werden. 

Gastronomie-Kampagne 

Neben den Überlegungen zur Destillation läuft derzeit eine intensive Gastronomie-Kampagne der ÖWM, um den Weinabsatz in der Gastronomie nach der Corona-Krise wieder verstärkt anzukurbeln. Überlegt wird aber auch, verstärkt im Lebensmittelhandel Aktionen zu starten, um zum Beispiel auch im Preiseinstiegssegment den Fokus gezielt auf österreichische Weine zu richten.