Die Gruppe besteht aus Spitzenbeamten der Mitgliedsstaaten und aus Vertretern der europäischen Weinbaudachverbände, um die Situation zu analysieren und geeignete Maßnahmen vorzuschlagen. Bei der ersten Sitzung hatten vor allem die Vertreter der Branche die Möglichkeit, ihre Sicht der Dinge und Ansätze zur gemeinschaftlichen Bekämpfung der Krise darzustellen.
Status quo ist keine Option
Aber schon in seinem Eröffnungsstatement hat der Generaldirektor Landwirtschaft und ländliche Entwicklung der Europäischen Kommission, der Österreicher Wolfgang Burtscher, betont, dass sich die Kommission der Lage im Sektor bewusst ist. Dabei sind die Ursachen für die Probleme des Weinbaues sehr unterschiedlicher Natur. Einerseits sind es konjunkturelle Probleme wie die stark gestiegenen Produktionskosten, die hohe Inflation und gleichzeitig die geringere Kaufkraft des Konsumenten aufgrund der Inflation. Andererseits sind es auch strukturelle Probleme, wie der langfristig zu beobachtende Verbrauchsrückgang durch eine sich wandelnde Gesellschaft, aber auch die Probleme des Klimawandels. Es braucht daher neue und zusätzliche Maßnahmen, um den Sektor zu stabilisieren, Maßnahmen, die sowohl kurzfristig als auch längerfristig wirken. Eines sei für ihn aber klar: „Status quo is not an option.“ Die Probleme konnten von den anwesenden europäischen Branchenverbänden bestätigt werden. Die eingeladenen Dachverbände hatten dabei sehr unterschiedliche Zugänge zur Lösung der Krise. Aber auch bei den Wünschen der Verbände wurde durchaus unterschieden zwischen kurzfristig und längerfristig wirkenden Maßnahmen, die gesetzt werden könnten oder sollten.
Krisendestillation hilft nur kurzfristig
Die kurzfristig wirksamste Möglichkeit, der Krise zu begegnen, ist natürlich eine entsprechende Menge an Wein aus dem Markt zu nehmen und damit den Druck auf die Lager zu reduzieren, etwa in Form einer Krisendestillation. Sie entlastet sofort, ist aber keine strukturelle Anpassung an den Markt. Dafür notwendig wäre eine Reduktion des Produktionspotenzials innerhalb der EU. Dabei wird von vielen Marktteilnehmern eine längere Stilllegung von Weingärten gegenüber einer endgültigen Rodung bevorzugt. Eine Befürchtung ist dabei auch, dass in bekannten und auch touristisch genutzten Weinkulturlandschaften größere Lücken entstehen könnten. Eine Möglichkeit wäre auch, die Zeitspanne für Wiederbepflanzungen zu verlängern oder auch echte Neuanpflanzungen für einen gewissen Zeitraum zu verbieten. Die Möglichkeit der geförderten Grünernte sollte systematisch eingeführt werden.
Langfristige Maßnahmen mit flexiblem Rahmen
Bei den längerfristigen Maßnahmen wird von den meisten Verbänden eine flexiblere Handhabung des Budgets für die Nationalen Stützungspläne gefordert. Vor allem auch die Maßnahmen zur Absatzförderung wären zu stärken und in der Antragstellung deutlich zu vereinfachen. Für den Handel im Binnenmarkt wäre es wichtig, die teilweise prohibitiven Verbrauchsteuern zu senken und die Mehrwertsteuern anzugleichen. Der Weintourismus soll verstärkt ausgebaut werden und Kommunikation und Werbung sollten besser auf jüngeres Publikum ausgerichtet werden. Viele der angesprochenen Maßnahmen wurden auch von den Vertretern der Mitgliedsstaaten bestätigt. Die nächste Tagung dieser „High Level Gruppe“ ist nun für den 14. Oktober angesetzt.