Dies ist insofern bemerkenswert, ist die OIV doch die weltweite Anlaufstelle der Wissenschaft in den Bereichen Weinbau, Weinverarbeitung, aber auch Weinwirtschaft. Die Grundlage für das Symposium war eine umfangreiche Studie über den Stand der Digitalisierung in den Weinbau treibenden Ländern. Dabei zeigt sich, dass die Digitalisierung in allen Bereichen der Weinwirtschaft voranschreitet, sowohl im Weinbau, in der Weinverarbeitung als auch in der Vermarktung, wobei sie im Bereich der Distribution bereits am weitesten fortgeschritten ist.
Digitalisierung ist dabei kein abgeschlossener Fachbereich, sondern spielt in sehr viele Themen und Fachbereiche hinein. Teilweise schon fortgeschritten ist die Weinwirtschaft im Bereich Internet der Dinge, wenn es um Datenaustausch physischer Objekte geht. Es geht dabei um den Datenaustausch von mittels Sensortechnik oder Analysen erhobenen Daten. Ein gutes Beispiel dafür sind die Wetterstationen, deren Daten automatisch verwertet werden. Da spielt dann auch der Bereich künstliche Intelligenz hinein, wenn die Sensor- und Analysendaten direkt in Prozessabläufe eingebunden werden. Diese Prozessabläufe können dann auch von Robotern umgesetzt werden, welche im Bereich der Rebpflanzung, in Traubenvollerntern und in der Lagerhaltung bereits eingesetzt werden. Große Erwartungen gibt es hier auch im Bereich der Bearbeitung des Zwischenstockraumes (siehe auch Beitrag in DER WINZER 11/2021).
Die Satellitentechnologie in Form von geographischen Informationssystemen (GIS) ist nicht nur für den amtlichen Weinbaukataster ein wichtiges Tool, sie kann auch Hinweise über den Gesundheitszustand, die Wasserversorgung oder den Reifezustand eines Weingartens liefern. Mittels Lasertechnologie können die oben erwähnten Roboter punktgenau Behandlungen im Weingarten durchführen.
Im Bereich der Vermarktung und Distribution ist die Blockchain-Technologie am Sprung, die Weinwelt zu erobern. Mittels NFT (Non-Fungible Token) hinterlegte Weinflaschen mit nachprüfbarer digitaler Identität werden virtuell gehandelt und können jederzeit auch physisch geliefert werden. Weinbaupräsident Schmuckenschlager hat hier als einer der Ersten weltweit ein entsprechendes Projekt in Österreich gestartet.
Elektronische Etiketten (e-labels) werden in Hinblick auf den steigenden Informationsbedarf und die Nachverfolgbarkeit in der heutigen Vermarkung immer wichtiger, nicht nur durch die Vorgabe der EU, zukünftig Wein auch mit Nährwert und Zutaten zu kennzeichnen. E-Zertifikate können dann auch zeitnah und umweltfreundlich Bestätigungen zum Beispiel für Exportbescheinigungen liefern.
Alle diese Technologien werden zukünftig für ganzheitliche Systeme genutzt, die unter Bezeichnungen wie Smart Farming, Smart Vineyard oder Smart Distribution rudimentär jetzt schon umgesetzt werden. Und für einen immer wichtiger werdenden Bereich sind sie ebenfalls notwendig, nämlich bei der Steigerung der Nachhaltigkeit durch optimale Nutzung von Ressourcen und minimale Eingriffe während des Produktions- und Vermarktungsprozesses.