VIER HAUPTGRÜNDE

Warum sinkt der Weinkonsum?

Ein Artikel von Redaktion | 13.08.2024 - 10:41
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Besonders junge Generationen treiben den weltweiten Gesundheitstrend und damit den Rückgang im Weinkonsum verstärkt an © Elle Katie / Pixabay

Bis vor einigen Jahren glich der Anstieg des Weinkonsums in Wachstumsmärkten wie den USA, Großbritannien, Nordeuropa oder Asien den sinkenden Weinkonsum in den traditionellen europäischen Weinländern auf globaler Ebene aus. Vor etwa zehn Jahren haben jedoch auch die ehemaligen Wachstumsmärkte begonnen, Absatzvolumen zu verlieren, wie das Datenforschungsunternehmen IWSR unlängst bekannt gab. Um herauszufinden, woran der globale Rückgang des Weinkonsums liegt, analysierten die Experten ihre langjährigen Daten. Sie fanden dabei vier Hauptgründe für den Konsumrückgang:

1. Veränderter Lebensstil

Verbraucher interessieren sich laut IWSR zunehmend für einen gesunden Lebensstil und tendieren eher dazu, ohne Alkohol zu feiern. Gesundheit nimmt in der Gesellschaft stetig an Wert zu. Bei einer Befragung in ausgewählten Märkten gab 2023 jeder zweite Weintrinker an, seinen Alkoholkonsum aktiv zu mäßigen. Jeder Dritte tut dies, indem er bei bestimmten Gelegenheiten komplett auf Alkohol verzichtet; rund 20% entscheiden sich für Alternativen ohne oder mit wenig Alkohol. Laut IWSR wurde dieser gesellschaftliche Wandel zum Teil durch die sozialen Medien gestärkt, mit globalen Gesundheits-Aktionen wie dem „Dry January“ (dt. trockener Jänner) oder dem „Sober October“ (dt. nüchterner Oktober). Darüber hinaus seien sich Konsumenten bewusst, wie leicht Bilder von ihnen ins Internet gelangen können und wollen daher die Kontrolle behalten. Betroffen von dem gesellschaftlichen Wandel sind laut IWSR alle Generationen, die Generation Z (die unter 28-Jährigen) treibt ihn im Schnitt jedoch am stärksten an. Rund zwei Drittel der jungen Generation gaben an, ihren Weinkonsum aktiv zu mäßigen.

2. Konkurrenz mit anderen Getränken

Die Daten von IWSR zeigen, dass die jungen Generationen, die Millennials und die Generation Z, in vielen Märkten experimentierfreudig sind und eine Vielzahl unterschiedlicher Produkte bevorzugen, statt sich auf eine Getränke-Kategorie festzulegen. Der Wein steht demnach vor allem bei jungen Konsumenten in starker Konkurrenz zu Cocktails, alkoholischen Spezialgetränken und anderen Produkten.

3. Weinkonsum wird seltener

Jüngere Weintrinker trinken im Allgemeinen seltener Wein, wie langfristige Daten von IWSR zeigen. Die Konsumhäufigkeit ist dabei in vielen Märkten rückläufig, in Australien etwa hat sich der monatliche Weinkonsum unter den 18- bis 24-Jährigen zwischen 2010 und 2023 halbiert. IWSR sieht dahinter eine Reihe von Ursachen, etwa die Abkehr vom täglichen Glas Wein zum Essen.

4. Premium-Marken wachsen

Laut IWSR entscheiden sich die Konsumenten zunehmend für hochwertige und bekannte Marken, weil sie sich ein besseres Trinkerlebnis wünschen. Teilweise liege die Ursache dahinter im bewusst gewählten gemäßigten Lebensstil. Zum Teil sieht IWSR den Grund auch im knapper werdenden verfügbaren Einkommen. Das führt dazu, dass Konsumenten seltener trinken, dabei allerdings Premium-Erlebnisse suchen. Beim Wein ortet IWSR einen Anstieg von Bioweinen, Schaumweinen und Premium-Rosés sowie eine ansteigende Spaltung zwischen den Preissegmenten: Weine im unteren Preissegment verlieren an Volumen, während Weine im Superpremium-Segment ein Wachstum verzeichnen (das jedoch auch bereits zurückgeht).

Aus ihren Daten ziehen die Experten des IWSR folgendes Fazit: Die Probleme der Weinindustrie sind in den unteren Preiskategorien und bei stillem Wein am stärksten ausgeprägt. Rosé- und Weißweine schneiden im Allgemeinen – aufgrund der steigenden Nachfrage nach leichteren und frischeren Geschmacksprofilen – besser ab als Rotweine. Während es für Markeninhaber klare Wachstumschancen gibt, werden diese Zuwächse nicht ausreichen, um die Rückgänge bei den preisgünstigeren Weinprodukten im Massenmarkt auszugleichen. Der langfristige Rückgang des Weinvolumens wird daher laut IWSR noch einige Zeit anhalten.