Keller- und Gerätereinigung

Mit Hochdruck reinigen

Ein Artikel von Julia Dittinger, BSc | 10.09.2021 - 10:20
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Multifunktionsgerät Hochdruckreiniger: Spezielle Spritzköpfe werden in Gär- und Lagertanks oder in Holz-Fässern befestigt und reinigen das Fassinnere © Kärcher

Hygiene und Sauberkeit spielen sowohl in der Kellerwirtschaft als auch im Weinbau eine wichtige Rolle. Für Wein gilt das Hygienegebot. Über den gesamten Weinbereitungsprozess muss daher ein hohes Maß an Sauberkeit und Hygiene gewährleistet sein. Im Keller dient die Reinigung der Entfernung organischer und anorganischer Substanzen und damit der Minimierung von unerwünschten Mikroorganismen. Die Möglichkeiten dazu für Winzer sind vielfältig, eine Vielzahl an Reinigungsgeräten und -mitteln steht am Markt zur Auswahl. Dabei dürfen auch Hochdruckreiniger nicht fehlen. Dank verschiedenen Zubehörs sind sie variabel einsetzbar, sei es zur Reinigung von weinbaulichen Geräten oder zur Sauberhaltung des Kellers. So vielfältig wie die Einsatzbereiche ist auch die Ausstattung der verschiedenen Hochdruckreiniger. 

Ausstattung der Geräte

Grundsätzlich wird zwischen stationären und mobilen Hochdruckreinigern unterschieden. Stationäre Geräte sind an einem möglichst zentralen Platz untergebracht und ermöglichen mit langen Schläuchen Arbeiten von mehreren Anwendern gleichzeitig. Mobile Geräte hingegen sind bedeutend kleiner und handlicher, sie können daher nahezu überall verwendet werden. Bei durchschnittlichen Weinbaubetrieben werden fast ausschließlich mobile Hochdruckreiniger eingesetzt. Einige dieser mobilen Geräte am Markt verfügen über besonders große, breite Räder mit Gummibereifung, weshalb sie geländegängig und standsicherer sind. 

Unterschieden werden können die angebotenen Hochdruckreiniger auch hinsichtlich ihres Antriebs. Die am häufigsten in Weinbaubetrieben aufzufindende Variante verfügt über einen Stromanschluss. Hochdruckreiniger ohne Stromanschluss werden mit Benzin-, Diesel- oder Zapfwellenantrieb betrieben. Verbrennungsmotoren mit bis zu etwa 15kw ermöglichen autarkes Arbeiten. Je nach Modell ist mit einer Tankfüllung bis zu etwa 180 Minuten kontinuierliches Arbeiten möglich. Auch Hochdruckreiniger mit Akkus sind erhältlich.

Eine Kolbenpumpe im Hochdruckreiniger bringt das eingespeiste Wasser unter hohen Druck, wodurch an der Reinigungsdüse oder dem Sprühkopf ein Wasserstrahl mit hoher Geschwindigkeit erzeugt wird. Die Pumpen sind bei den meisten Modellen zur längeren Haltbarkeit aus Metall gefertigt. Die verwendeten Wasserdrücke liegen etwa im Bereich zwischen 30 und 250bar. Höchstdruckreiniger, die in industriellen Bereichen zum Einsatz kommen, können Drücke bis 3.000bar erzeugen, mit welchen sogar Oberflächen bearbeitet werden (z.B. Wasserstrahlschneider für Steinplatten). Manuelles Arbeiten soll laut einem Hersteller bis maximal 500bar möglich sein, die Reinigungslanze auf Dauer zu halten, ist hier schon ein wahrer Kraftakt.

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Hochdruckreiniger haben in der Weinbau-Branche einen fixen Platz, auch österreichische Anbieter sind zu finden © Kellereitechnik Wallner 

Für eine optimale Reinigungsleistung wird neben ausreichendem Druck auch eine hohe Wassermenge benötigt, die den gelösten Schmutz wegspült. Die Förderleistung der im Weinbau eingesetzten Hochdruckreiniger bewegt sich etwa zwischen 300 und 1.300 Liter Wasser pro Stunde. Geräte, die vor allem in der Tierhaltung verwendet werden, fördern bis zu 1.800l/h. Je größer die zu reinigende Fläche ist, desto höher ist die empfohlene Reinigungsleistung, um eine effiziente Arbeit zu ermöglichen.

Um eine maximale Mobilität der Hochdruckreiniger zu ermöglichen, gibt es Geräte, die keinen Leitungswasseranschluss benötigen, sondern das zu verwendende Wasser aus alternativen Quellen wie Regentonnen, Teichen oder Bächen entnehmen. Diese selbstsaugenden Hochdruckreiniger sind mit einem Saugschlauch sowie einem Wassereingangsfilter ausgestattet. Ein Vorteil von Hochdruckreinigern liegt in der wassersparenden Anwendung. Durch den erzeugten Druck können mit einem Hochdruckreiniger bis zu 80% des für die gleiche Reinigungsarbeit benötigten Wassers eines normalen Wasserschlauchs eingespart werden, heißt es bei einem Hersteller. 

Je nach Anwendungsgebiet funktioniert eine gründliche Reinigung mit warmem oder heißem Wasser deutlich schneller und besser als mit kaltem Wasser. Neben reinen Kaltwassergeräten, die meist trotzdem Temperaturen des eingespeisten Wassers von bis zu etwa 50°C aushalten, gibt es auch beheizte Hochdruckreiniger. Diese Geräte zeichnen sich dadurch aus, dass sie kalt eingespeistes Wasser erhitzen und mit Temperaturen bis zu 150°C ein effizientes Reinigen mit heißem Wasser und mitunter mit Dampf ermöglichen. Der Vorteil von heißem Wasser zeigt sich vor allem bei der Reinigung von Maschinen und Gerätschaften – Fett und Öl lassen sich damit bedeutend leichter und auch ohne den Einsatz von Reinigungsmitteln entfernen. 

Auch in anderen Reinigungsbereichen funktioniert die Reinigung mittels Heißwasser bei gleichbleibendem Druck besser. Das Wasser in den Heißwasser-Hochdruckreinigern kann auf verschiedene Arten erhitzt werden. Die am häufigsten im Weinbau verwendete Möglichkeit stellen Geräte dar, die das Wasser in einem Heizkessel mittels Heizöl oder Diesel erhitzen. Diese Methode bietet eine hohe Heizleistung und ist standortunabhängig. Sie ist jedoch, wegen der Abgase der Verbrennung, nur bedingt in Innenräumen einsetzbar. Einige Modelle sind als Sicherheitsvorkehrung mit einer optischen Flammüberwachung sowie einem Betriebsstundenzähler ausgestattet. Eine alternative Möglichkeit der Wassererhitzung bieten Hochdruckreiniger mit elektrischen Heizstäben. Diese Modelle geben keine Abgase ab, ihre Heizleistung ist allerdings begrenzt und sie benötigen hohe Mengen an Strom. In vielen Geräten misst ein digitales Thermostat die Wassertemperatur am Ausgang der Heizschlange und reguliert dementsprechend, nach Vorgaben des Anwenders, die Heizleistung. Temperaturen werden so auf 1°C genau gehalten. 

Beim zum Einsatz kommenden Schlauch ist vor allem die Länge entscheidend. Sie liegt in den meisten Fällen zwischen 5 und 40m. Außerdem darf sich der Schlauch weder verknoten noch verdrehen, weshalb er meistens mit Drehgelenken versehen ist. Hochdruckschläuche bestehen in der Regel aus mit Stahlgewebe verstärktem Gummi. Die meisten mobilen Hochdruckreiniger verfügen über eine integrierte Schlauchtrommel zur platzsparenden Verstauung. 

Eine Frage des Zubehörs

Die Unterscheidung der zur Anwendung kommenden Reinigungslanzen und -aufsätze ist besonders in Hinblick auf die verschiedenen zu reinigenden Oberflächen wichtig. Standardmäßig werden die meisten Hochdruckreiniger im Weinbau mit Flachstrahldüsen verwendet. Diese Mehrzweckdüsen sind für die alltägliche Reinigung von Geräten und Fahrzeugen genauso geeignet wie für eher empfindliche Oberflächen. Mit ihrem kegelförmigen Strahl arbeitet die Flachstrahldüse bei richtiger Verwendung schonend und soll sogar das „Kehren“ von Schmutz ermöglichen. Ebenfalls oft eingesetzt werden rotierende Düsen mit einem deutlich schärferen Wasserstrahl für besonders hartnäckige Verschmutzungen und Verkrustungen. Diese Dreckfräsen formen einen punktuellen Strahl mit maximalem Druck, der viele empfindliche Oberflächen beschädigen kann. Auch Reinigungsdüsen, welche sich zwischen einem Flach- und einem Punktstrahl umschalten lassen, sind am Markt vertreten. Beim Großteil der im Weinbau verwendeten Reinigungslanzen ist der Druck direkt am Lanzengriff regelbar. 

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Die Unterscheidung der zur Anwendung kommenden Reinigungs­lanzen und -aufsätze ist besonders in Hinblick auf die verschiedenen zu reinigenden Oberflächen wichtig © Kärcher

Professionelle Hochdruckreiniger verfügen außerdem über Behälter für Reinigungsmittel, aus denen die Mittel mit einem Ansaugschlauch gesaugt werden. Damit werden die eingefüllten Mittel direkt mit dem Wasser kombiniert und gemeinsam ausgebracht. Eine Vielzahl an unterschiedlichen Reinigungsmitteln bietet sich dafür an. Bei alltäglichen Reinigungsarbeiten kann in vielen Fällen durch den Einsatz von Heißwasser darauf verzichtet werden. 

Diverses Zubehör zum Hochdruckreiniger ermöglicht außerdem die gezielte und effiziente Reinigung von speziellen Oberflächen und Gerätschaften. Es gibt etwa Hochdruckreinigungssysteme (Spritzköpfe), die in Gär- und Lagertanks oder in Holz-Fässern befestigt werden. Ein rotierender Spritzkopf reinigt das Fassinnere, laut Firmenaussagen, gleichmäßig und gründlich. Anschließend wird das Wasser durch den Fassreiniger aus dem Fass gesaugt. 

Für Weinbaubetriebe mit großen Flächen in Keller oder Verkaufsräumen kann zudem ein Flächenreinigungs-Aufsatz oder eine eigene Scheuersaugmaschine Sinn machen. Dieses Zubehör reinigt den Boden oder andere weitläufige Flächen mit mehreren Hochdruckdüsen und ist nach oben hin geschlossen, sodass das Schmutzwasser nicht verteilt wird.

Anwendungsbereiche

Häufig zum Einsatz kommen Hochdruckreiniger nach Arbeiten im Weingarten zur Reinigung der verwendeten Maschinen und Fahrzeuge. Die regelmäßige Reinigung der landwirtschaftlichen Maschinen und Gerätschaften ist der erste wichtige Schritt einer stets sauberen Arbeitsweise und verlängert die Lebensdauer dieser Investitionsgüter. Vor allem Schmutz wie Erd- und Begrünungsreste wird mit dem nötigen Druck von Traktor und Geräten gelöst und weggewaschen. Mit heißem Wasser lassen sich diese Reinigungsarbeiten schneller und auch ohne Reinigungsmittel erledigen, außerdem werden auch Öl- und Fettrückstände entfernt. 

Zur Vorbereitung auf die Lese werden in den meisten Weinbaubetrieben der Keller und alle nötigen Geräte gründlich gereinigt. Auch dabei kommt der Hochdruckreiniger zum Einsatz, vielerorts in Kombination mit Reinigungsmitteln. Dabei zeigt sich der Nachteil der hohen Wasserdrücke: Der Hochdruckreiniger löst den Schmutz und verteilt ihn. Dadurch muss mit dem Gerät vor allem im Keller sorgsam umgegangen werden. Spezielles Zubehör kann den richtigen Umgang vereinfachen. Trotzdem wird der Hochdruckreiniger bei vielen Winzern im Keller nur sehr sparsam eingesetzt und muss Schaumreinigern, einem herkömmlichen Wasserschlauch oder Dampfgeräten Platz machen. 

Sicherheit

Durch die hohen Wasserdrücke und den konzentrierten Strahl dürfen Hochdruckreiniger in Hinblick auf die Sicherheit nicht unterschätzt werden. Während der Anwendung sollten sich daher keine anderen Personen vor dem Anwender befinden. Die größte Gefährdung geht vom Wasserstrahl aus, er kann eine gefährliche Schneidwirkung haben. Beim Auftreffen auf den ungeschützten Körper sind deshalb schwere Verletzungen möglich. Außerdem kann es durch den hohen Druck passieren, dass gelöstes Material durch den Raum fliegt. Nässeschutzbekleidung sowie eine Schutzbrille sind empfehlenswert. Bei Heißwasser-Hochdruckreinigern besteht zudem Verbrühungsgefahr. Durch den Einsatz von Reinigungsmitteln werden besondere Schutzausrüstungen nötig.

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