Die Agrarchemie scheint die Negativschlagzeilen abonniert zu haben. Was unternehmen Sie dagegen?
Harald Pflanzl: Diese Fragestellung betrifft die Chemie insgesamt, wobei die Agrarchemie besonders im Brennpunkt steht. Persönlich bin ich darüber sehr unglücklich. Vieles in der Diskussion ist emotionali-siert und, noch schlimmer, polemisch. Gegen die Polemik anzukämpfen, ist wie ein Kampf gegen Windmühlen. Wir versuchen das durch Aufklärungsarbeit, basierend auf Fakten.
Die chemische Industrie hat einige Werbespots platziert, im Agrarbereich versucht etwa die Industriegruppe Pflanzenschutz, mit Schaufeldern den Einsatz von Agrarchemie plausibel darzustellen. Ist das genug?
Pflanzl: Es gab vor Jahren eine Fernsehserie mit dem Titel „Alles Leben ist Chemie“. Daran kann man anknüpfen. Wir alle sind im täglichen Leben von Chemieprodukten umgeben – beispielsweise bei der Kleidung, bei Autos und Baustoffen oder bei der Wohnungseinrichtung und beim Mobiltelefon – und nicht zuletzt auch beim Thema „Nahrung“. Die gefühlte Unsicherheit in manchen Teilen der Bevölkerung gegenüber der Agrarchemie steht der faktischen und wissenschaftlich bestätigten Sicherheit diametral gegenüber. Dafür wollen wir die Verbraucher sensibilisieren.
Der Produktivitätsfortschritt in der Landwirtschaft geht vielfach einher mit niedrigen Preisen für Agrargüter. Sehen Sie die Chemie hier als Teil der Lösung oder als Teil des Problems?
Pflanzl: Unsere Aufgabe ist, unseren Kunden Produkte mit einem wirtschaftlichen Vorteil anzubieten. Unser Unternehmen ist hier genauso ein Mitreisender in der allgemeinen Entwicklung wie auch die bäuerlichen Betriebe in Österreich.
Ich möchte hier aber auch eine Lanze für die öffentliche Unterstützung der heimischen Landwirtschaft brechen – auch durch Geldprämien. Wenn ein kleines Land wie Österreich es im Tourismus auf jährlich rund 141 Mio. Nächtigungen bringt, dann ist das vor allem auch mit der besonderen Qualität und Attraktivität der Landschaft erklärbar. Jede Investition in eine intakte Land- und Forstwirtschaft hat eine enorm große Rentabilität für die Volkswirtschaft.
Wie lautet Ihr Standpunkt zur Biolandwirtschaft?
Pflanzl: Bei BASF stehen Bio- und konventionelle Landwirtschaft in einer positiven Koexistenz. BASF entwickelt auch für den Biobereich innovative Produkte. Erwähnt seien beispielsweise Knöllchen-bakterien zur Saatgutimpfung, Pheromone zur Schädlingsbekämpfung im Wein- und Obstbau sowie neue Biofungizide. Diese Produkte können auch den chemischen Pflanzenschutz sinnvoll ergänzen.
Bio und konventionell sind für uns kein Gegensatz.
Bei der agrarischen Gentechnik hat sich BASF aus Europa zurückgezogen. Welchen Stellenwert hat der Agrarsektor in Europa für Ihr Unternehmen?
Pflanzl: Die BASF hat eine lange Tradition im Agrarbereich. Das Agrogeschäft steht global und auch bei uns in der Region Zentraleuropa für etwa zehn Prozent des Umsatzes. BASF ist bei wichtigen Agrar-kulturen in Europa, wie Getreide und Mais sowie bei Raps, Obst und Wein, Komplettanbieter und wird das auch bleiben. BASF investiert jährlich etwa zehn Prozent des Umsatzes im Bereich Pflanzenschutz in Forschung und Entwicklung – das ist ein Betrag von mehr als 400 Mio. Euro. Ein Beispiel für den Erfolg dieser Arbeit ist das derzeit weltweit im Zulassungsverfahren befindliche neue Fungizid Revysol, das hochwirksam gegen eine Vielzahl von schwierig zu kontrollierenden Pilzkrankheiten ist, wie zum Beispiel Septoria tritici.
Sehen Sie in Digitalisierung und Big Data eine Bedrohung für die Landwirtschaft oder eine Chance?
Pflanzl: Ich sehe darin ein Werkzeug, mit dem die Landwirt effizienter, wirtschaftlicher und umwelt-freundlicher arbeiten kann.
Im Bereich Pflanzenschutz bietet BASF bereits auf den einzelnen Betrieb zugeschnittene digitale Serviceleistungen an, etwa in Form von proaktiv übermittelten betriebsspezifischen Warnmeldungen. Diese ergänzen wir zudem durch unsere regionalen Ansprechpartner vor Ort, bei denen fachliche Rückfragen jederzeit möglich sind.
Hans Maad, Österreichische BauernZeitung
Harald Pflanzl (52) leitet die Region North West & Central Europe des Chemiekonzerns BASF. Der gebürtige Turnauer hat an der Montanuni Leoben Metallurgie studiert und ein MBA-Programm in Lausanne in der Schweiz absolviert. Seine Berufslaufbahn begann Pflanzl in der Kupfer- und Feuerfestindustrie sowie in der Bauchemie.
BASF
BASF steht für Chemie, die verbindet – für eine nachhaltige Zukunft. BASF verbindet wirtschaftlichen Erfolg mit dem Schutz der Umwelt und gesellschaftlicher Verantwortung. Mehr als 115.000 Mitarbeiter arbeiten in der BASF-Gruppe zum Erfolg der Kunden aus nahezu allen Branchen und in fast allen Ländern der Welt. Das Portfolio setzt sich aus den Segmenten Chemicals, Performance Products, Functional Materials & Solutions und Agricultural Solutions zusammen. BASF erzielte 2017 weltweit einen Umsatz von mehr als 60 Mrd. Euro.
Infos: www.basf.at und www.agrar.basf.at