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Im Einsatz zeigt sich, dass auch bei grob strukturiertem, langfasrigem Streugut eine kontrollierte Ausbringung möglich ist und ein feines, gleichmäßiges Streubild erzeugt werden kann

Im Test: Sonderkultur-Streuer

Ein Artikel von Ludwig Gruber | 11.11.2016 - 14:08

Durch das stetig steigende Wachstum der Betriebe an Fläche, die Zunahme der überbetrieblichen Nutzung und den Einsatz durch Maschinengemeinschaften wird mehr denn je Schlagkraft bei höchster Verteilgenauigkeit gefordert. Kirchner hat sich von Anfang an mit einem breiten Angebot am Bedarf der Landwirtschaft orientiert und bietet eine große Produktvielfalt mit individuellen Lösungen an.

Das richtige Streuwerk

Die Ansprüche an Kompost- und Düngerstreuer sind in den vergangenen Jahren gestiegen. Mit ein Grund sind die vermehrten Bestrebungen, nachhaltig und ökologisch zu wirtschaften und den Humusgehalt im Boden zu fördern. Neben kompakter Bauweise bei gleichzeitig großem Ladevolumen, zählen ein kleiner Wenderadius und ein gleichmäßig verteiltes Streugut. Ausgebracht wird nicht Stallmist, wie in der Landwirtschaft, sondern in erster Linie Trester und Pressrückstände. Teilweise werden auch Trubstoffe und Geläger gleich mit dem Streugut in die Weingärten zurückgebracht. 
  Im Vorfeld sollte geklärt werden, ob das Streugut kompostiert (siehe Der Winzer 01/2016 und 02/2016) oder ­direkt in die Fahrgasse bzw. im Unterstockbereich eingestreut wird. Kirchner stellt in diesem Fall zwei unterschiedliche Streuwerke zur Auswahl. Einen wesentlichen Einfluss auf das Streubild hat dabei die Streuein­richtung. Die Streuwalzen sind aus starkwandigen, nahtlosen Stahlrohren gefertigt und werden elektronisch gewuchtet um eine optimale Laufruhe zu erzielen. 
  Der Antrieb erfolgt primär über ein zentrales Ölbadgetriebe und die Kraftübertragung von der ersten zur zweiten Streuwalze über einen massiven Kettentrieb. Der Winzer kann sich zwischen dem Streuwerk F2H mit zwei liegenden Walzen oder dem Streuwerk CL2-2 mit zwei liegenden Walzen und zwei Streutellern entscheiden. 
  Die randgehärteten Fräszinken sind aus hochfestem Stahl hergestellt, geschraubt und beidseitig verwendbar. Durch das geschlossene Rahmen­oberteil lagert sich außerdem kein Schmutz ab. Schnellverschlüsse ermöglichen eine rasche Montage oder Demontage der Streuaggregate. Beide Streuwerke können, mit individuell für den Einsatzzweck angepassten Sonderausrüstungen, aufgerüstet werden. Für das Streuwerk CL2-2 steht eine Grenzstreueinrichtung zur Streuweitenbegrenzung sowie eine Unterstockablegung zur Wahl. Diese ermöglicht durch verstellbare Leit­bleche eine zielgenaue Ablage des Streugutes im Bereich des Rebstockes. Beide Zusatzausrüstungen können sowohl manuell als auch hydraulisch bedient werden. Das Streuwerk ist ebenso mit einer Gelenkwelle mit Abscherkupplung (Schutz bei Überlast) und einem Antrieb über Freilaufkupplung ausgestattet, welche ein ungehindertes Auslaufen der Streu­aggregate ermöglicht und somit das Getriebe bzw. die Zapfwellenkupplung der Zugmaschine schont. 

So geht Technik

Der Weinbau stellt ganz andere Anforderungen an Kompost- und Düngerstreuer als die Landwirtschaft. Auf oft geneigten und kleineren Flächen sowie auf Terrassen ist enges Kurvenfahren die größte Herausforderung. Kirchner schafft durch eine Innovation Abhilfe: eine hydraulische Lenkachse, die das Befahren enger Parzellen aufgrund der Wendigkeit optimiert. Dank der mechanischen Anzeige sieht man auch von der Traktorkabine aus den Einschlag der Lenkachse. Durch den außenliegenden Schenkel wird auch bei maximalem Einschlag eine optimale Gewichtsverteilung erreicht. 
  Eine weitere Innovation ist der automatische Kettenspanner, welcher sogar serienmäßig verbaut wird. Kompost- und Düngerstreuer werden laufend hohen Belastungen ausgesetzt. Dazu kommt eine oft langfasrige Struktur des Streumaterials (Kompost, Trester - gepaart mit Wirtschaftsdünger), die den Kraftaufwand bei der Ausbringung auch noch wesent­lich erhöhen kann. Die Basis des Streuers stellt der feuerverzinkte Rahmen dar. Dieser ist durch die ­doppelte Rahmenbauweise besonders verwindungssteif und dank der Feuerverzinkung auch sehr langlebig. Das attraktive Basis­paket soll bereits für 15.000 Euro erhältlich sein, wer ausgefeiltere Technik braucht, muss deutlich tiefer in die Tasche greifen. 

Einsatz in der Praxis

Um ein aussagekräftiges Ergebnis zu erzielen, wurde das Model KS4015 unter extremen Bedingungen Mitte Oktober 2016 am Weingut am Berg im Kamptal getestet. Die Gegebenheiten stellten hohe Ansprüche an Fahrer und Maschine. Auf nassem und abschüssigem Untergrund wurde kompakter und trockener Kompost ausgebracht. Laut DI Bruns, Geschäftsführer der Kirchner GmbH, spielt es keine Rolle, ob der Kompost trocken oder nass ist. „Auch Schafmist, der hart wie Beton ist, stellt kein Problem dar. Er wird richtig heruntergefräst“, so Bruns, der den Testversuch im Weingut am Berg persönlich begleitet hat. 

Der voll beladene Streuer (maximale Nutzlast 4.500 kg) wurde aufgrund der abfallenden und feuchten Oberfläche massiv abgedrängt. Dank der Lenkachse konnte mühelos gegengesteuert und ein Abrutschen in die Zeile verhindert werden. Die optional erhält­liche Lenkachse kann im besten Fall, wie im Praxistest, mit einer direkten Anbindung an den Traktor für enges Kurvenfahren und hydraulischer Schwenkdeichsel, sowie mit Unterlenkeranhängung kombiniert werden. Obwohl das Traktor-Streuer-Gespann recht lange ist und der Knickpunkt ­relativ weit hinten liegt, wird dadurch der Wendekreis auf drei Meter reduziert und das Fahren wesentlich erleichtert.


Bei dem für die Prüfung verwendeten Kompost handelte es sich um ei­nen Bio-Kompost der Güteklasse A+. Der Kompost hatte zum Zeitpunkt der Ausbringung einen verhältnis­mäßig hohen Trockenmasse­gehalt und eine relativ geringe Schüttdichte. Als Zugmaschine war ein Lintrac im Einsatz (siehe im Test: Lintrac). Die Beladung des Streugerätes erfolgte mit einem Frontlader.  Die Streumenge wird beim Kirchner durch den hydraulischen Kratz­bodenvorschub, die Fahrgeschwindigkeit und durch die Höhe der Zapfwellendrehzahl bestimmt, also die Umlaufgeschwin­digkeit der Streuteller. Der Materialdurchfluss durch das Streuwerk nimmt Einfluss auf das Streubild. Deswegen stehen die Einstellungen zur Verteilung immer auch in Wechselwirkung mit der Geschwindigkeit des Kratzbodenvorschubes. Die auf Wunsch erhältliche Stauwand vereint zugleich mehrere Vorteile. Primär wird sie zur Dosierung des Streugutes während des Streuvorganges eingesetzt. Da die Stauwand beim Beladen geschlossen ist, wird auch verhindert, dass das Streugut in das Streuwerk ­gelangt. Somit kann das Streuwerk ungehindert anlaufen womit keine unnötigen Belastungsspitzen im Antriebsstrang auftreten. Zudem wird auch beim Beginn des Streuvorganges ein schönes Streubild erzielt, da vor der Beschickung des Streuaggregates mit Streugut alle Streuwerkzeuge auf Nenndrehzahl gebracht werden. 
 
Eine zweite Testfahrt wurde mit ­frischen Trestern durchgeführt. Die anfängliche Skepsis, dass sich Kämme in der Streueinrichtung verfangen könnten, wurde in diesem Testversuch genommen. Ein überraschend feines und genaues Streubild war das Resultat. Äußerst positiv zu erwähnen ist, dass bei beiden Testfahrten der Kompoststreuer komplett geleert werden konnte und keine Rückstände am Streuboden zurückblieben. Da die Redaktion nur zwei Testfahrten durchgeführt hat, empfiehlt es sich, bei einer Testfahrt die Streuer-Ein­stellungen zu überprüfen und im Bedarfsfall zu optimieren. Verschiedene Material­eigenschaften der Streugüter können teils unterschiedliche Ergebnisse liefern.

Fazit

Der Unterschied liegt wie so oft im Detail. Sowohl für geringere als auch für höhere Streumengen werden mit dem Kirchner-Streuer sehr gute Verteilqualitäten und ein zufriedenstellendes Streubild erreicht. Das Streuwerk CL2-2 mit zwei liegenden Walzen und Streutellern bringt den Vorteil, dass kein Streugut auf den Kordon oder auf grüne Teile des Rebstockes geschleudert wird, was einen Einsatz über das ganze Jahr hinweg möglich macht. Allerdings ist es aufgrund der sehr unterschiedlichen Materialeigenschaften der verschiedenen Streugüter ratsam, die Einstellungen in einer Testfahrt zu überprüfen und im Bedarfsfall zu optimieren. Sofern Trester kompostiert werden, kann mit dem Kirchner-Streugerät im ersten Jahr sehr gut ein Komposthaufen aufgesetzt und im darauffolgenden Jahr umgesetzt werden.

Die doch recht große (Länge) und massive Bauweise setzt beim Bediener eine gewisse Vertrautheit und Geübtheit mit dem Streuer voraus. Es muss mit einem halben Tag Einschulung gerechnet werden, um sich auf das Gerät einzustellen. Viele mögliche Features (Knickdeichsel und/oder Lenkachse) entlasten den Fahrer und erhöhen den Bedienkomfort sowie die Funktionssicherheit deutlich. Sollte auf die optional erhältliche Lenkachse verzichtet werden, muss der Winzer vermehrt Rücksicht auf die Witterung (Bodenfeuchte) und die Beschaffenheit des Weingartens (Neigung) nehmen, um einem möglichen Abdriften vorzubeugen.